Früherer Bundesminister und EKD-Präses Jürgen Schmude gestorben

Früherer Bundesminister und EKD-Präses Jürgen Schmude gestorben

Bonn, Moers (epd). Der frühere Bundesminister und Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Jürgen Schmude, ist tot. Er starb am Montag im Alter von 88 Jahren, wie der rheinische Präses Thorsten Latzel am Dienstag auf der rheinischen Synode in Bonn erklärte. Der promovierte Jurist stand von 1985 bis 2003 an der Spitze des evangelischen Kirchenparlaments, der EKD-Synode. In den 70er und 80er-Jahren gehörte er der Bundesregierung an, etwa als Bildungs- sowie Innen- und Justizminister.

Latzel würdigte Schmude als wichtigen Politiker und EKD-Synodenpräses. Er hob die Verdienste des Verstorbenen für die Vereinigung der evangelischen Kirche in den beiden Teilen Deutschlands nach der Wende hervor. Schmude sei „ein kluger Mensch gewesen, der unsere Kirche stark gemacht hat“. Mit Weitsicht und Anstand, „den ich unserer Demokratie an vielen Stellen auch aktuell wünsche“, habe er sich für das Wohl der Gesellschaft und der evangelischen Kirche eingesetzt, betonte Latzel.

Schmude wurde am 9. Juni 1936 im ostpreußischen Insterburg geboren und flüchtete 1944 mit seiner Familie zunächst nach Pommern und dann nach Moers am Niederrhein. Er spielte bei der Wiedervereinigung der evangelischen Kirche nach 1989 eine maßgebliche Rolle.

Von 1969 bis 1994 gehörte der Sozialdemokrat dem Bundestag an. Unter Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) war er zunächst Parlamentarischer Staatssekretär im Innenministerium, ab 1978 leitete er das Bildungs- und Wissenschaftsressort und ab 1981 bis zum Ende der sozial-liberalen Koalition 1982 das Innen- und Justizministerium. Nach seinem Rückzug aus der aktiven Politik blieb Schmudes Rat zu gesellschaftspolitischen Themen gefragt. Unter anderem wurde er von 2008 bis 2012 in den Deutschen Ethikrat berufen.

Auch nach seinem Ausscheiden aus der EKD-Synode 2003 war Schmude ehrenamtlich in kirchlichen Gremien aktiv. Die Union Evangelischer Kirchen ehrte ihn 2009 mit dem Karl-Barth-Preis. Im selben Jahr verlieh ihm die Evangelisch-Theologische Fakultät der Universität Bonn die theologische Ehrendoktorwürde.