Berlin (epd). Die Berliner Akademie der Künste verurteilt das gemeinsame Vorgehen der Union mit der AfD im Bundestag. „Die Union durchbricht damit eine zentrale Linie demokratischer Hygiene: die klare Abgrenzung von extremistischen Parteien“, erklärten Akademiepräsident Manos Tsangaris und Vizepräsident Anh-Linh Ngo am Freitag in Berlin. Politische Tabus seien nicht bloß formale Übereinkünfte, sondern Ausdruck historischer Verantwortung. Der Vorgang von Mittwoch entspringe keinem Sachzwang, sondern reinem Wahlkampfkalkül, hieß es in der Stellungnahme.
Die Unionsfraktion im Bundestag hatte mit den Stimmen der AfD einen Antrag für eine drastische Verschärfung der Asylpolitik durchgesetzt. Am Freitag wollten CDU/CSU außerdem über ein sogenanntes Zustrombegrenzungsgesetz abstimmen lassen.
Die Leitung der Akademie erklärte, Künstlerinnen und Künstler wüssten um die Wirksamkeit von Tabubrüchen, weil sie selbst künstlerische Grenzüberschreitungen gezielt einsetzten, um Prozesse gesellschaftlicher Selbstverständigung anzustoßen. Doch in der Politik führe der Tabubruch zur Aushöhlung des demokratischen Grundkonsenses: „In der Kunst kann ein Tabubruch Erkenntnis stiften - in der Politik öffnet er autoritären Kräften den Weg“, betonten Tsangaris und Ngo.
Die Akademie der Künste in Berlin zählt zu den ältesten europäischen Kulturinstituten. Sie wurde im Jahre 1696 gegründet. Aktuell gehören ihr 429 Mitglieder aus Bildender Kunst, Baukunst, Musik, Literatur, Darstellender Kunst sowie Film- und Medienkunst an.