Bremen (epd). Immer wieder Regen und Hochnebel, durch den sich die Sonne mühsam kämpfen muss - wenn sie es denn überhaupt schafft: Das Wetter in diesen Tagen schlägt vielen Menschen in weiten Teilen Deutschlands auf die Stimmung. Eine zentrale Rolle dabei spielen biopsychologische Abläufe im Körper, sagt die Bremer Professorin für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, Louisa Kulke, im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Licht hat einen entscheidenden Einfluss“, erläutert die Neurowissenschaftlerin und betont: Selbst bei miesem Wetter lässt sich etwas gegen den Winterblues unternehmen.
„Wenn Licht auf die Zapfen und Stäbchen in den Augen fällt, gibt es eine photochemische Reaktion“, beschreibt die Professorin, die unter anderem zur visuellen Wahrnehmung forscht. „So steht Licht im Zusammenhang mit dem Serotoninspiegel, einem Botenstoff, der auch als Glückshormon bezeichnet wird. Das macht wach, wirkt positiv auf die Stimmung. Zufriedenheit und Gelassenheit werden unterstützt.“ Wobei dieser sogenannte Neurotransmitter als Multitalent im Körper viele Aufgaben habe wie etwa im Magen-Darm-Trakt, wo er die Darmbewegungen reguliere und zur Verdauung beitrage.
Je weniger Licht, desto mehr Melatonin findet sich Kulke zufolge im Körper. „Das ist ein Hormon, das im Zwischenhirn in der Epiphyse aus Serotonin produziert wird und schlaffördernd wirkt. Es steuert unseren zirkadianen Rhythmus, unseren Schlaf-Wach-Rhythmus und hat auch Einfluss auf andere wichtige Körperfunktionen wie den Blutdruck.“ Unterm Strich komme es auf das richtige Verhältnis zwischen Serotonin und Melatonin an.
Bei diesen Vorgängen gehe es nicht um irgendein Licht. „Es muss die richtige Wellenlänge haben wie das natürliche Licht“, betont Kulke. Darum könne Sonnenlicht die Stimmung aufhellen und für einen Gute-Laune-Schub sorgen. „Das gilt selbst bei bedecktem Wetter, wenn sich viele Wolken vor die Sonne geschoben haben.“ Deshalb sagt Kulke: „Wenn wir uns etwas Gutes tun wollen, sollten wir rausgehen, das macht einen Unterschied.“
Also nicht unbedingt auf die Sonnenbank, zumal auch Bewegung einen wichtigen und positiven Einfluss auf die Stimmung hat. Körperliche Aktivitäten wie Joggen oder ein Spaziergang führen laut Kulke dazu, dass unter anderem der Serotoninspiegel im Körper erhöht wird. „Das macht uns zufriedener“, bekräftigt die Entwicklungspsychologin, betont aber auch: „Wichtig ist, dass wir dranbleiben, uns regelmäßig bewegen, so viel wie möglich rausgehen.“