Saarbrücken (epd). Die Würde des Menschen wird nach den Worten des Publizisten Michel Friedman jeden Tag in Deutschland angetastet. „Nie mehr sollen sich Menschen über andere Menschen erheben dürfen“, sagte er am Montag zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus in Saarbrücken. „Jüdische Menschen, schwule Menschen, schwarze Menschen, weibliche Menschen, queere Menschen, Menschen mit Einschränkungen - alle diese Eigenschaften enden mit dem Wort Mensch.“ Er habe keine Angst vor der Vielfalt, sondern vor der Einfalt der Menschen, betonte der Jurist.
„Jeder fünfte Deutsche wählt eine Partei, die sagt, einige Menschen sind niemand“, sagte Friedman mit Blick auf die AfD. „Jeder fünfte Deutsche wählt damit die Demokratie ab.“ Alle diese Menschen trügen die Verantwortung, dass eine Partei Macht bekomme, die Menschen „hasst, verachtet und wieder qualifiziert und disqualifiziert“. „Das sind keine Protestwähler. Das sind Menschen, die Verantwortung tragen, dass sich unser Land verändert“, sagte der Publizist in der parlamentarischen Gedenkstunde des saarländischen Landtags.
Seit Jahrzehnten seien mittlerweile jüdische Kinder in Deutschland mit Polizeischutz aufgewachsen, unterstrich Friedman. Sie lernten von Kindheit an, dass andere ihnen Böses, sie schlagen oder töten wollen. „Wen interessiert es, dass seit Jahrzehnten jüdisches Leben gefährdet ist?“, fragte er.
Die Vereinten Nationen haben 2005 den 27. Januar als Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust ausgerufen. In Deutschland war der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus bereits 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog proklamiert und auf den 27. Januar festgelegt worden. An diesem Tag war 1945 das Vernichtungslager Auschwitz im heutigen Polen von sowjetischen Truppen befreit worden. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurden rund sechs Millionen Juden ermordet. In Auschwitz starben etwa 1,1 Millionen Menschen.