Holocaust-Überlebende: "Erinnern allein reicht nicht!"

Holocaust-Überlebende: "Erinnern allein reicht nicht!"

Berlin (epd). Die 103-jährige Holocaust-Überlebende Margot Friedländer setzt im Kampf gegen Hass und Hetze auf die junge Generation. „Junge Menschen haben verstanden, nun müssen sie auch die Eltern erziehen - und besonders die Regierungen“, erklärte sie am Montag in Berlin anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar.

Damals, im Nationalsozialismus, hätten die Menschen „gejubelt, weil sie nicht wussten, wofür“, betonte Friedländer. „Ihr seid klüger, ihr habt gelernt, ihr wisst, was Menschlichkeit ist, was sich gehört, was wir sind“, lautet die Botschaft der Holocaust-Überlebenden an die Jungen. Dazu gehöre, dass Menschen, ganz egal welcher Hautfarbe und Religion, als Menschen respektiert werden müssten.

Am Holocaust-Gedenktag am 27. Januar werde auf das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte zurückgeblickt und der Millionen von Menschen gedacht, die durch Hass und Antisemitismus ermordet wurden, betonte Friedländer: „Was damals geschah, darf nie wieder geschehen. Wir dürfen niemals vergessen, doch Erinnern allein reicht nicht.“ An die junge Generation appellierte sie: „Seid Menschen!“

Die 1921 in Berlin geborene Margot Friedländer hat das Konzentrationslager Theresienstadt als einzige in ihrer Familie überlebt. Ihr jüngerer Bruder Ralph und ihre Mutter Auguste Bendheim wurden 1943 in Auschwitz ermordet, ihr Vater Arthur und ihre Tante Lina bereits 1942.

Der 27. Januar ist seit 2005 internationaler Holocaust-Gedenktag. Am 27. Januar 1945 hatten sowjetische Truppen das NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau befreit.