Armutskonferenz beklagt Ausgrenzung und Diskriminierung Betroffener

Armutskonferenz beklagt Ausgrenzung und Diskriminierung Betroffener

Berlin (epd). Die Nationale Armutskonferenz beklagt eine Ausgrenzung armer Menschen in politischen und gesellschaftlichen Debatten. Die Diskussion etwa über das Bürgergeld sei „geprägt durch die umfassende Diskriminierung von Betroffenen“, heißt es im neuen „Schattenbericht“, den das Verbändebündnis am Montag veröffentlichte. „In Armut lebenden Menschen wird unterstellt, sie seien faul und arbeitsunwillig.“

Arme Menschen würden häufig als „dafür selbst verantwortlich und leistungsfern beschuldigt“, heißt es in dem Bericht. „Kaum thematisiert wird hingegen, ob der Erwerb von Erbschaften oder Vermögen mit persönlicher Leistung verbunden ist. Dieser offene Widerspruch prägt nach wie vor die gesellschaftlichen Debatten und Machtdiskurse.“

Der „Schattenbericht“ versteht sich als Alternative zur Armuts- und Reichtumsberichterstattung der Bundesregierung. Das Papier soll darstellen, „was Armut in Deutschland bedeutet und wie sie erlebt wird“, wie es in der Einleitung heißt. Dazu werden auch Erfahrungsberichte von Armutsbetroffenen aufgeführt.

In dem Bericht wird auf Zahlen des Statistischen Bundesamts verwiesen, wonach im Jahr 2023 rund 5,7 Millionen Menschen in Deutschland „von erheblicher materieller und sozialer Entbehrung betroffen“ waren. Weitere zwölf Millionen waren armutsgefährdet. Insgesamt waren damit 17,7 Millionen Menschen - gut ein Fünftel der Gesamtbevölkerung - von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht.

„Armut bedeutet: Was für andere Menschen normal ist, steht nicht zur Verfügung“, heißt es im Schattenbericht. Als Beispiele werden etwa gesunde Ernährung und gute Kleidung genannt, „eine im Winter warme und im Sommer kühle Wohnung“, außerdem Medieninformationen, Online-Zugänge und Bildungsmöglichkeiten.

Die Armutkonferenz fordert unter anderem, „Armutsbekämpfung als konkretes und sicher finanziertes sozialstaatliches Ziel“ zu entwickeln„. Zudem müsse der Zugang zu sozialen Leistungen vereinfacht und entstigmatisiert werden. Der Staat solle “soziale Infrastrukturen verlässlich gestalten und finanzieren".

Die Nationale Armutskonferenz ist ein Bündnis von Wohlfahrtsverbänden, Gewerkschaften und Selbsthilfeorganisationen, das sich für eine aktive Politik der Armutsbekämpfung einsetzt. Zu den Mitgliedsorganisationen zählen beispielsweise der Deutsche Gewerkschaftsbund, Caritas und Diakonie, die Arbeiterwohlfahrt und das Deutsche Kinderhilfswerk.