Berlin (epd). Zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz am 27. Januar 1945 hat der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, dazu aufgerufen, die Erinnerung an die NS-Verbrechen wachzuhalten. Wer einmal in Auschwitz gewesen sei, stelle sich nicht die Frage, warum die Erinnerung an die Schoah wachgehalten werden muss, erklärte Schuster am Sonntag in Berlin: „Wer einmal in Auschwitz war, der versteht, warum die Erinnerung an die Schoah keine Parallelen haben kann.“ Es würden jetzt auch aus Deutschland mehr gesellschaftliche und politische Initiativen gebraucht, die Besuche in Auschwitz und an anderen authentischen Orten der NS-Verbrechen unterstützen und ermöglichen.
Die Gesellschaft befinde sich acht Jahrzehnte nach der Befreiung vom Nationalsozialismus „an einer Wegmarke der Erinnerung an diesen Zivilisationsbruch“, erklärte Schuster. Der Jahrestag mache bewusst, „dass wir immer weniger Zeitzeugen der Schoah erleben werden und können“, betonte er: „Wir sind in einer Zeit, in der immer mehr Menschen in Deutschland keinen familiären Bezug zur Zeit des Nationalsozialismus haben.“ Die noch lebenden Zeitzeugen sind inzwischen hochbetagt. Schuster will am Montag mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an der zentralen Gedenkfeier in Auschwitz teilnehmen.
Der Zentralratspräsident betonte, es sei nie Routine, wenn am 27. Januar der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz gedacht werde. Doch gerade in diesem Jahr, 80 Jahre nach der Befreiung, müsse die Erinnerung an diesen so schwer fassbaren Ort, der für das Unbegreifliche der Schoah stehe, noch nachdenklicher machen als ohnehin schon.