Washington (epd). Tausende Abtreibungsgegner sowie republikanische Politiker haben sich am Freitag in Washington zum 52. „March for Life“ versammelt. Präsident Donald Trump sprach per Video beim „Marsch für das Leben“. Vizepräsident J.D. Vance war persönlich anwesend. Beide dankten den Versammelten für ihren Einsatz, stellten jedoch keine konkreten Gesetzesvorhaben vor, um das Abtreibungsrecht zu verschärfen. Der stark katholisch sowie evangelikal geprägte „March for Life“ gilt als die bedeutendste Veranstaltung gegen Schwangerschaftsabbrüche in den USA.
Donald Trump versicherte wenige Tage nach seiner Amtseinführung, er werde sich für Familien und das Leben einsetzen und Frauen und Kinder schützen. Am Tag vor der Kundgebung hatte er 23 Abtreibungsgegner begnadigt. Die Männer und Frauen hatten Abtreibungskliniken blockiert. Die Verurteilten hätten „nie angeklagt werden sollen“, sagte Trump.
„Ich will mehr Babys in den Vereinigten Staaten“, sagte Vizepräsident Vance. Er verurteilte eine „Kultur des radikalen Individualismus“. Es müsse Familien leichter gemacht werden, Kinder großzuziehen. Das sei auch eine Aufgabe der Regierung. Vance sprach von Steuererleichterungen.
Der „March for Life“ findet am Jahrestag des „Roe v. Wade“ Urteils des Obersten US-Gerichtes statt. Schwangerschaftsabbruch sei durch das Recht auf die Privatsphäre gedeckt, heißt es in der Entscheidung vom Januar 1973. 2022 hob das Gericht dieses Urteil auf, unter maßgeblicher Beteiligung der von Trump in seiner ersten Amstzeit ernannten Richter. Die 50 US-Bundesstaaten wurden dadurch ermächtigt, eigene Gesetze zu schreiben. Zwölf republikanisch regierte Staaten haben Abtreibung verboten. Vier erlauben einen Schwangerschaftsabbruch nur bis zur sechsten Woche.
In Umfragen befürworten US-Amerikaner mehrheitlich legale Abtreibungen. Bei Volksabstimmungen im November sprachen sich Wähler in den Staaten New York, Missouri, Arizona, Colorado, Montana, Maryland und Nevada dafür aus, das Recht auf Abtreibung in der Verfassung zu verankern.
Es ist ungewiss, was Trump in den kommenden vier Jahren unternehmen wird bei dem polarisierenden Thema. Im Wahlkampf hatte er erklärt, er halte die Zuständigkeit der Bundesstaaten für richtig. Mit Vorschriften könnte das Gesundheitsministerium unter Trump den Zugang zu Abtreibungsmitteln per Post erschweren.
Die evangelikale Plattform „Christian Post“ zitierte Baptistenprediger Franklin Graham, Trump habe mit seinem Wirken in seiner ersten Amtszeit sein Versprechen eingehalten, „Roe v Wade“ abzuschaffen. Doch das Thema Abtreibung werde wohl nicht Trumps Priorität sein in der zweiten Amtszeit. Niemand werde „total glücklich“ sein mit ihm.