Psychiaterin: Betreuung von traumatisierten Flüchtlingen reicht nicht

Psychiaterin: Betreuung von traumatisierten Flüchtlingen reicht nicht

Köln (epd). Die Psychiaterin Barbara Wolff sieht bei der Versorgung von traumatisierten Flüchtlingen in Deutschland „große Defizite“. Es gebe in Deutschland bislang 48 psychosoziale Zentren für Menschen, die vor Krieg und Folter geflüchtet seien, sagte Wolff am Freitag dem WDR-Radio in Köln. Diese Zahl sei zu gering.

Nach Einschätzung von Wolff, die dem Vorstand der Bundesweiten Arbeitsgemeinschaft Psychosozialer Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer angehört, hat das „Gros der Menschen“, das nach Deutschland flüchtet, traumatische Erfahrungen gemacht. Die Quote liege bei etwa 75 bis 80 Prozent, etwa 30 Prozent der Flüchtlinge litten unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS).

Ein Manko sei zudem, dass es in der psychiatrischen Behandlung von geflüchteten und traumatisierten Menschen an Dolmetschern fehle. Der Grund: Die Dolmetscher würden bei psychiatrischen Behandlungen nicht bezahlt. Um eine gute psychiatrische Behandlung zu ermöglichen, müsse man aber „mit den Menschen reden können“. Die Psychiatrien vor Ort seien „oft überfordert“, weil sie einfach nicht an die Menschen herankämen.

Am Mittwoch waren bei einer Messerattacke im bayerischen Aschaffenburg ein Kita-Kind und ein Mann mit einem Küchenmesser getötet worden. Tatverdächtig ist ein offenbar psychisch kranker 28-jähriger Afghane, der ausreisepflichtig war. Er wurde mittlerweile in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht.