Integrationsbeauftragte beklagt "Behördenversagen"

Integrationsbeauftragte beklagt "Behördenversagen"

Berlin (epd). Nach der tödlichen Messerattacke von Aschaffenburg kritisiert die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan (SPD), Defizite bei den Behörden. „Wie kann es sein, dass eine Person mit auffälliger Gewaltbereitschaft und bekannter psychischer Instabilität weiter unbeobachtet bleiben konnte und in der Lage war, eine solche Tat zu begehen?“, fragte Alabali-Radovan in einer am Donnerstag verbreiteten Erklärung. „Nach Solingen und Magdeburg scheint dies nun in kurzer Zeit ein weiteres katastrophales Behördenversagen.“

Es stelle sich die Frage, warum „die vorhandenen Mechanismen“ in diesem Fall nicht gegriffen hätten, erklärte Alabali-Radovan. „Im Dickicht zwischen Bund, Land, Aufnahmeeinrichtungen, Ausländerbehörden“, dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und der Justiz seien „die Zuständigkeiten offensichtlich nicht klar genug“. Verantwortlichkeiten würden nicht ernst genug genommen.

Alabali-Radovan forderte „schnellstmöglich“ Lösungen, damit „Durchgreifen und Vollzug gelingen“. Es könne nicht zugelassen werden, „dass immer wieder behördenbekannte, gewalttätige und grausame Einzeltäter unser ganzes Land in Angst und Schrecken versetzen“. Der Messerangriff mache sie „fassungslos und wütend“, fügte die Integrationsbeauftragte hinzu. Sie denke an die Opfer der Tat und an die Hinterbliebenen.

Am Mittwoch waren in einem Aschaffenburger Park ein zweijähriger Junge und ein 41-jähriger Mann mit einem Küchenmesser getötet worden. Drei weitere Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Die Polizei nahm kurz darauf einen 28-jährigen Afghanen als Tatverdächtigen fest. Der Geflüchtete ist offenbar psychisch krank, Hinweise auf eine radikal-islamische Gesinnung gibt es bisherigen Erkenntnissen zufolge nicht.