Aschaffenburg (epd). Bei einer Messerattacke in einem Aschaffenburger Park sind ein zweijähriges Kita-Kind und ein 41-jähriger Mann ums Leben gekommen. Drei weitere Menschen wurden verletzt. Die Polizei nahm nach eigenen Angaben kurz nach der Tat am Mittwochmittag einen 28-jährigen afghanischen Tatverdächtigen fest. Zwischen den Opfern und dem Festgenommenen gibt es offenbar keine Verbindung.
Die Durchsuchung der Wohnräume des Afghanen hätten keine Hinweise auf ein radikal-islamisches Motiv ergeben, sagte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Nachmittag in Aschaffenburg. Mutmaßungen gingen in Richtung der psychischen Erkrankungen des Mannes.
Bei dem Tatverdächtigen handele es sich um einen Ende 2022 nach Deutschland eingereisten Afghanen, der Anfang 2023 Asyl beantragt habe. Er sei in der Vergangenheit bereits dreimal wegen Gewalttaten aufgefallen und sei auch schon mehrmals zur psychiatrischen Behandlung in Kliniken eingewiesen worden. Der Mann habe seit einiger Zeit unter gesetzlicher Betreuung gestanden. Als Tatwaffe sei ein Küchenmesser benutzt worden. Im vergangenen Dezember habe der Festgenommene den Behörden seine freiwillige Ausreise nach Afghanistan angekündigt, sein Asylverfahren sei daraufhin eingestellt worden, sagte Herrmann.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bezeichnete die Attacke als „unfassbare Terror-Tat“. „Ich bin es leid, wenn sich alle paar Wochen solche Gewalttaten bei uns zutragen. Von Tätern, die eigentlich zu uns gekommen sind, um hier Schutz zu finden“, sagte Scholz in einer ersten Reaktion. „Die Behörden müssen mit Hochdruck aufklären, warum der Attentäter überhaupt noch in Deutschland war. Aus den gewonnenen Erkenntnissen müssen sofort Konsequenzen folgen - es reicht nicht zu reden“, sagte der Bundeskanzler. Falsch verstandene Toleranz sei völlig unangebracht.
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sprach von einem „entsetzlichen Tag für ganz Bayern“. Man trauere „um ein kleines, unschuldiges Kind“, das bei einer „feigen und niederträchtigen Tat“ getötet wurde. Auch trauere man „um einen Helfer, der seine Zivilcourage mit dem eigenen Leben bezahlt“ habe. Die Umstände der Tat müssten „restlos aufgeklärt“ werden. Zunächst sei aber „die Zeit des Innehaltens“, sagte der Regierungschef: „Wir beten für die Opfer und ihre Angehörigen.“
Nach den bisherigen Erkenntnissen ereignete sich die Tat im Aschaffenburger Schöntal-Park kurz vor 12 Uhr. Der Angreifer soll nach Informationen des Evangelischen Pressedienstes (epd) einer Kita-Gruppe mit Kleinkindern und deren Erzieherinnen gefolgt sein. Laut Herrmann griff der Mann die Kita-Gruppe an. Ein zweijähriger marokkanischer Junge und der 41-jährige Passant, der zum Schutz der Kinder eingegriffen hatte, wurden durch Messerstiche getötet. Zudem wurden ein zweijähriges syrisches Mädchen, ein 61-jähriger Mann und eine Erzieherin teils schwer verletzt.
Der Schöntal-Park gilt als Kriminalitätsbrennpunkt in der 70.000-Einwohner-Stadt am Untermain. Die Polizei hatte den Park erst vergangenes Jahr als „gefährlichen Ort“ eingestuft, weil dort Drogen gehandelt werden und es deswegen auch immer wieder zu Körperverletzungsdelikten innerhalb des Drogen-Milieus komme, hieß es.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erklärte, ihre Gedanken seien bei den Eltern des getöteten Kindes, für die es keine schrecklichere Nachricht geben könnte. Ihr tiefes Mitgefühl gelte ebenso der Familie des Mannes, der durch die brutale Tat sein Leben verloren habe. „Die Ermittlungen werden die Hintergründe dieser furchtbaren Gewalttat aufklären“, sagte Faeser.