Berlin (epd). Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat mehr Respekt für gut integrierte Migrantinnen und Migranten gefordert. Sie seien bereits lange selbstverständlicher Teil der Gesellschaft und hielten in vielen Bereichen das Land am Laufen, sagte Faeser am Mittwoch anlässlich der Beratung des Migrationsberichts für das Jahr 2023 im Kabinett. Sie nannte Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und die Industrie als Beispiele. „Was diese Menschen leisten, verdient mehr Respekt“, sagte die SPD-Politikerin.
Laut Migrationsbericht lebten 2023 knapp 25 Millionen Menschen in Deutschland, die selbst oder deren Eltern zugewandert sind. „Das sind fast 30 Prozent unserer Bevölkerung“, sagte Faeser. Viele Zuwanderer leben zudem schon sehr lange in Deutschland: Bei den selbst eingewanderten Personen lag der Durchschnitt der Aufenthaltsdauer in der Bundesrepublik laut Migrationsbericht bei 20 Jahren.
Rund die Hälfte der Menschen mit Migrationshintergrund hatte 2023 die deutsche Staatsangehörigkeit. Vor diesem Hintergrund warnte Faeser: „Wenn darüber diskutiert wird, wie Menschen die deutsche Staatsangehörigkeit wieder entzogen werden kann, dann führt das zu dem Gefühl, dass es Bürger erster und zweiter Klasse gibt.“ Im Wettbewerb um Fachkräfte brauche man das Gegenteil. „Arbeits- und Fachkräfte kommen nur, wenn sie voll und ganz dazugehören können, statt Ausgrenzung befürchten zu müssen“, sagte die Ministerin. 2023 sank die Zahl der Erwerbsmigranten nach Deutschland dem Bericht zufolge um 0,9 Prozent auf gut 72.000 Personen.
Der Migrationsbericht der Bundesregierung betrachtet immer das vorvergangene Jahr und stellt zum großen Teil bereits bekannte Zahlen und Daten umfassend zusammen. 2023 wanderten rund 1,9 Millionen Menschen nach Deutschland ein, rund 1,3 Millionen zogen fort. Daraus ergibt sich ein Zuwanderungssaldo von rund 660.000 Menschen.
Er hat sich gegenüber 2022, als mehr als eine Million Flüchtlinge aus der Ukraine nach Deutschland kamen, mehr als halbiert, liegt aber deutlich über dem Niveau der Jahre zuvor. 2021 kamen rund 330.000 Menschen mehr nach Deutschland als fortzogen, 2020 waren es rund 220.000. Die Mehrheit der Zuzügler (gut 63 Prozent) kommt aus einem anderen europäischen Land nach Deutschland.
Der Bericht zeigt auch einen deutlichen Rückgang der humanitären Aufnahmen in Deutschland. 2023 erhielten 4.351 Menschen einen Aufenthaltstitel aus völkerrechtlichen oder dringenden humanitären Gründen, davon 3.415 Menschen aus Afghanistan. 2022 waren es noch 17.425 Aufnahmen, vorwiegend von Afghaninnen und Afghanen. Leicht zurückgegangen ist im vorvergangenen Jahr auch die Zahl der Aufnahmen über sogenannte Resettlement-Programme, über die in Kooperation etwa mit dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR besonders schutzbedürftige Personen gezielt nach Deutschland geholt werden.
Die Zahl der Asylanträge war 2023 auf mehr als 300.000 gestiegen, ging 2024 aber deutlich zurück. Laut kürzlich veröffentlichter Statistik des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge gingen 2024 knapp 230.000 Erstanträge auf Asyl ein.