Erleichterung über Freilassung von Nahid Taghavi aus iranischer Haft

Erleichterung über Freilassung von Nahid Taghavi aus iranischer Haft
Die Kölner Frauenrechtlerin Nahid Taghavi ist nach vier Jahren in iranischer Haft frei und wieder in ihrer Heimatstadt. Tochter und Mitstreiter äußern sich erleichtert - und erinnern an noch Inhaftierte in iranischen Gefängnissen.

Köln, Berlin (epd). Die Kölnerin Nahid Taghavi ist nach rund vier Jahren aus iranischer Haft entlassen worden und befindet sich wieder in Köln. Taghavis Tochter Mariam Claren, die sich für die Freilassung ihrer Mutter eingesetzt hatte, postete am Montag auf X ein Foto mit ihrer Mutter am Flughafen und bestätigte deren Freilassung auf Englisch: „It's over. Nahid is free!“ Claren bedankte sich bei allen, die sich für ihre Mutter starkgemacht und an der Kampagne #freenahid beteiligt hatten.

Auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte am Montag gemeinsam mit Claren in einer Mitteilung über die Freilassung der deutsch-iranischen Frauenrechtlerin aus dem Teheraner Evin-Gefängnis informiert. Claren erklärte darin, Worte reichten nicht aus, um die Freude über die Freilassung und Rückkehr ihrer Mutter zu beschreiben. „Gleichzeitig trauern wir um die vier Jahre, die uns geraubt wurden, und den Schrecken, den sie im Evin-Gefängnis erleben musste.“ Viele andere gewaltlose politische Gefangene befänden sich immer noch in iranischen Gefängnissen, Hunderten drohe die Hinrichtung.

Amnesty International forderte die iranische Staatsführung auf, das Recht auf freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit zu respektieren, willkürliche Verhaftungen und Folter im Land zu beenden sowie die Todesstrafe und Hinrichtungen abzuschaffen. „Hierfür müssen sich auch die Bundesregierung und die Staatengemeinschaft noch stärker einsetzen.“ Generalsekretärin Julia Duchrow sagte, dass Taghavi allein wegen der friedlichen Ausübung ihres Rechts auf freie Meinungsäußerung inhaftiert worden sei. „Das hätte nie passieren dürfen.“ Taghavis Geschichte stehe exemplarisch „für die vielen lauten und leisen Stimmen, die sich der repressiven Regierung im Iran entgegenstellen“.

Die Menschenrechtsorganisation Háwar.help informierte auf X und auf ihrer Internetseite über die Freilassung Taghavis. Auf X hieß es: „Eine Nachricht, auf die wir lange gewartet und hingearbeitet haben.“ Die von der deutschen Journalistin Düzen Tekkal mitbegründete Menschenrechtsorganisation Háwar.help hatte im Jahr 2022 das Patenschaftsprogramm für politische Gefangene im Iran übernommen, das von Mariam Claren und Mitstreiterinnen ins Leben gerufen worden war.

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sprach auf X von einem großen Moment der Freude, „dass Nahid Taghavi endlich wieder ihre Familie in die Arme schließen kann“. Die Sprecherin für Internationales der Grünen-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag, Berivan Aymaz, erklärte, der lautstarke Protest aus der Zivilgesellschaft zeige wieder einmal, dass internationale Öffentlichkeit wirke.

Taghavi war den Angaben zufolge im Oktober 2020 bei einem Besuch in Teheran verhaftet und im August 2021 zu zehn Jahren und acht Monaten Gefängnis verurteilt worden. Nach mehr als 1.500 Tagen in willkürlicher Haft sei Taghavi nun freigelassen worden, erklärte Amnesty International. Sie sei im Iran wegen angeblicher Beteiligung an einer „illegalen Gruppe“ und wegen „Propaganda gegen den Staat“ zu der rund zehnjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Diese Anklagen seien „konstruiert“ gewesen.

In der Zeit von ihrer Verhaftung bis zur Verurteilung habe Taghavi rund sieben Monate in Isolationshaft verbracht, auf dem Boden schlafen müssen und nur mit Augenbinde für 30 Minuten am Tag an die frische Luft gehen dürfen, hieß es. Ihr Gesundheitszustand habe sich erheblich verschlechtert. Während medizinischer Hafturlaube im vergangenen Jahr habe sie eine elektronische Fußfessel tragen müssen und sich nicht weiter als 1.000 Meter von ihrer Wohnung entfernen dürfen.