Frankfurt a.M., Darmstadt (epd). In der Fossilienfundstätte Grube Messel bei Darmstadt sind bislang 1.409 Typen von Lebewesen aus der Urzeit gefunden worden. Darunter waren 813 Grünpflanzen, 72 Vogeltypen und 51 unterschiedliche Säugetiere, wie das Senckenberg-Forschungsinstitut und -Naturmuseum Frankfurt am Main am Montag miteilte. Bekannt wurden besonders die Funde von Terrier-kleinen Urpferdchen. Der Artenreichtum vor 47 Millionen Jahren während des Eozäns sei höher gewesen als im heutigen Mitteleuropa, aber geringer als in modernen tropischen Biotopen, hieß es.
Die Grube Messel wurde im Dezember 1995 zum ersten Unesco-Weltnaturerbe in Deutschland erklärt. Sie gilt mit Zehntausenden von Funden als weltweit beste Fossilienlagerstätte zur Erforschung des Eozän-Zeitalters.
„Die Grube Messel ist so besonders, weil ihre Sedimente reich an verschiedenen Organismen wie Mikroorganismen, Pflanzen, Pilze, Wirbellose und Wirbeltiere sind, die sonst selten zusammen fossilisieren“, erklärte der Senckenberg-Abteilungsleiter Messelforschung, Krister Smith. Bis der gesamte Artenreichtum der Fossilienfundstätte erfasst sei, werde es noch mehrere Generationen dauern. Besonders die Vielfalt der Pflanzen und Insekten sei noch unzureichend untersucht.
Das Weltnaturerbe misst 800 Meter im Durchmesser und ist 130 Meter tief. Die Grube entstand, weil dort vom späten 19. Jahrhundert bis 1971 Ölschiefer gebaggert und in einer Raffinerie zu Treibstoffen, Paraffin und Teer verarbeitet wurde. Dabei wurden immer wieder Fossilien entdeckt. In Messel herrschte vor 47 Millionen Jahren nach Angaben des Senckenberg-Forschungsinstituts ein subtropisches Klima wie heute im Regenwald Südostasiens. Tiere und Pflanzen sanken in einen Maarsee auf den sauerstofflosen Grund hinab, wurden dort vor Verwesung bewahrt und im Lauf der Jahrmillionen in Ölschiefer konserviert zu Fossilien. Eine Bürgerinitiative hatte verhindert, dass die ehemalige Abbaugrube wie geplant in eine Müllkippe verwandelt wurde.