Berlin (epd). Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) dringt auf weitere Strukturreformen im Gesundheitswesen. „Die Kosten werden sonst weiter steigen und zwar erbarmungslos“, sagte er dem Portal „Web.de“ in einem am Sonntag verbreiteten Interview. Er forderte unter anderem eine bessere Vorbeugemedizin. Diese funktioniere in Deutschland nicht.
„Es ist viel zu wenig gemacht worden, um Zuckerkrankheit, Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu vermeiden“, erklärte der Minister. „Dort fehlen die Gesetze, und die werden eine wichtige Aufgabe der nächsten Bundesregierung sein.“ Aus seiner Sicht würde nichts die Kosten und die Qualität des Gesundheitssystems mehr beeinflussen als funktionierende Vorsorge.
Der Chef der Techniker Krankenkasse, Jens Baas, warnte vor einem weiteren deutlichen Anstieg der Krankenkassenbeiträge. Ohne Reformen könnten die Beiträge auf 20 Prozent steigen, sagte Baas der „Süddeutschen Zeitung“ (Samstag): „Das wird in diesem Jahrzehnt noch passieren, wenn der Gesetzgeber nicht gegensteuert“, erklärte er.
Er sei nicht optimistisch, dass es zu grundlegenden Reformen im Gesundheitssystem komme. „Die Politik will das nicht ändern, notwendige Umverteilungen oder Reformen sind eben alles andere als bequem“, erklärte der Chef der größten deutschen Krankenkasse.
Der allgemeine Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversicherung beträgt 2025 wie in den Jahren zuvor 14,6 Prozent. Zuletzt haben die Kassen allerdings die sogenannten Zusatzbeiträge deutlich erhöht. Der Durchschnitt der Gesamtbeiträge liegt laut TK nun bei rund 17,5 Prozent. Arbeitnehmer müssen die Hälfte davon aus ihrem Bruttolohn bezahlen.