Forscher: Mehrwertsteuer als Hebel für gesündere Ernährung

Forscher: Mehrwertsteuer als Hebel für gesündere Ernährung

Braunschweig (epd). Die Ernährungssysteme in Deutschland und Europa könnten Forschern zufolge über eine Anpassung der Mehrwertsteuern gesünder und nachhaltiger gestaltet werden. Aktuell würden zu viel tierische und zu wenig pflanzliche Produkte konsumiert, teilte das Braunschweiger Thünen-Institut für Marktanalyse am Donnerstag mit. Eine angepasste Besteuerung einzelner Nahrungsgruppen würde der Gesundheit, der Umwelt und der Ökonomie zugutekommen, wie eine umfassende Folgenabschätzung des Instituts in Zusammenarbeit mit der Universität Oxford ergeben habe.

Am meisten Erfolg verspreche, die Mehrwertsteuer auf pflanzliche Produkte - also Obst und Gemüse - zu verringern und gleichzeitig die Mehrwertsteuer auf tierische Produkte wie Fleisch und Milch zu erhöhen. Die projizierten Folgen für Europa hätten ein Absinken schädlicher Auswirkungen auf die Umwelt um sechs Prozent ergeben, hieß es. Beispielsweise würde Deutschland etwa zehn Millionen Tonnen weniger Kohlendioxid ausstoßen. Das entspreche ungefähr den jährlichen Emissionen Lettlands.

Außerdem gäbe es 330 ernährungsbedingte Todesfälle weniger pro eine Million Menschen. In Deutschland wären es denmach 20.000 Todesfälle weniger. Die Steuereinnahmen würden um 46 Milliarden US-Dollar (etwa 44,6 Milliarden Euro) steigen, in Deutschland etwa um sieben Milliarden US-Dollar. Die Kosten für die Gesellschaft durch Krankheiten und Klimaschäden würden um 37 Milliarden US-Dollar sinken, in Deutschland um etwa sechs Milliarden US-Dollar.

Im europäischen Durchschnitt liegt den Forschern zufolge der Mehrwertsteuersatz für Fleisch und Milch bei acht Prozent und für Obst und Gemüse bei neun Prozent. Die Steuersätze variieren von Land zu Land stark. Während im Vereinigten Königreich kaum Steuern auf Lebensmittel erhoben werden, sind es in Dänemark 25 Prozent. Mehr als die Hälfte der betrachteten Länder haben ähnlich hohe Steuern auf tierische und pflanzliche Produkte, hieß es. Mehr als ein Drittel der Länder erheben höhere Steuersätze für pflanzliche Produkte, darunter auch Deutschland.