TV-Tipp: "Kurzschluss"

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31. Dezember, WDR, ab 15 Uhr
TV-Tipp: "Kurzschluss"
Die Ereignisse des Kurzfilms "Kurzschluss", den ARD und WDR erstmals 2022 ausgestrahlt haben, lassen sich in einem Satz zusammenfassen: Aufgrund eines technischen Defekts werden ein Mann und eine Frau am Silvesterabend im Vorraum einer Kleinstadtbankfiliale eingeschlossen. Dazu gibt es zwei Fortsetzungen.

Auf einer derart überschaubaren Handlungsbasis lassen sich sowohl ein Drama wie auch eine Komödie konstruieren; oder auch eine Romanze. Das Drehbuchduo Claudius Pläging und Max Bierhals hat sich natürlich für die heitere Variante entschieden. 

Wie in einem Sonntagsfilm des ZDF begegnen sich die beiden Hauptfiguren allerdings schon vorher, als die Frau auf dem Weg zum Bankautomaten beinahe von einem SUV angefahren wird. Clever vermittelt der kurze Blick auf ein Wahlplakat zwei wichtige Informationen: Bettina Maurer ist Kommunalpolitikerin, und ihr Werben für eine autofreie Innenstadt macht jeden SUV-Fahrer zu einem natürlichen Feind; deshalb hat der Geschäftsmann Martin Hofmann (Matthias Brandt) von vornherein denkbar schlechte Karten. Vor allem jedoch hat er’s eilig, weshalb er ziemlich unleidlich wird, als der Automat zwar bereitwillig Bettinas 200 Euro ausspuckt, aber nicht ihre Karte. In seiner Ungeduld fummelt er mit ihrer Haarnadel am Kartenschlitz herum und verursacht prompt einen Kurzschluss; nun geht die Tür nach draußen nicht mehr auf. 

In diesem Moment erreicht der Film die dramaturgische Weggabelung, nun entscheidet sich, in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt: Zerfleischen sich die beiden oder kommen sie sich näher? Komisch könnte schließlich beides sein. Die Qual der Wahl ist womöglich auch Pläging und Bierhals schwer gefallen, weshalb sie kurzerhand beide Varianten erzählen: Natürlich reagiert Martin seinem Naturell entsprechend erst mal aggressiv, und dass Bettinas Mobiltelefon durchs Oberlicht fällt – Netzempfang gibt’s tatsächlich nur unter der Decke –, hebt seine Stimmung auch nicht gerade.

Aber dann fügen sie sich ins Unvermeidliche und finden sich damit ab, dass ihnen das Schicksal einen Strich durch ihre Pläne gemacht hat. Außerdem stellt sich raus, dass sie einst gemeinsam auf dieselbe Schule gegangen sind. Damals waren alle Jungs in "Busen-Betti" verliebt; auch Martin, der aber keinerlei Chancen hatte, weil er aufgrund eines Missgeschicks bloß noch "Doofmann" hieß. Wie es dem für "Die Carolin Kebekus Show" mit dem Grimme-Preis gekrönten Autorenduo gelingt, der eigentlich überschaubaren Situation immer wieder neue Gags abzugewinnen, ist nicht nur äußerst erheiternd, sondern auch beeindruckend.

Für die inhaltlich nicht ganz korrekt betitelte Fortsetzung "Der zweite Kurzschluss" (15.30 Uhr) ermöglicht Pläging, der das Drehbuch diesmal allein verfasst hat, Bettina und Martin eine weitere Begegnung, zwar wieder an Silvester, doch diesmal unter gänzlich anderen Bedingungen. Weil er nichts mehr von ihr gehört hat, ist er in der Hoffnung, sie auf der offiziellen Silvesterfeier des Ortes zu treffen, wieder nach Moosbach gekommen. Nach dem Feuerwerksdebakel im Jahr zuvor hat sie ihr Amt als Bürgermeisterin verloren und prüft nun, wie sie wiederholt beteuert, mehrere Angebote. Außerdem will sie an ihrer "Work/Life-Balance" arbeiten, was ihr jedoch bloß Hohn und Spott einbringt, weil das alle sagen, die keine Ahnung haben, wie’s weitergeht. Zur Feier in der Turnhalle, an der sie keinerlei Interesse hat, ist sie aus purem Trotz gekommen. 

Da Martin ihr ritterlich gegen die Anfeindungen weiterer Partygäste (Thorsten Merten und Julika Jenkins) beisteht und dabei selbst vor einem Nasenstüber nicht zurückschreckt, sieht sich das Paar prompt in die Enge getrieben. Die beiden verbarrikadieren sich im Aufsichtsraum der Halle und fristen ihr Silvesterdasein nun zwischen Turnmatten und Pokalen, während die Belagerer schweres Geschütz auffahren. Theoretisch könnte das Paar nun wie schon ein Jahr zuvor seiner innigen Zweisamkeit frönen, aber die Belagerer lassen nicht locker: In dem Raum ist das Material für das diesjährige Feuerwerk gelagert. 
 Im dritten Teil ist aus Martin und Bettina immer noch kein richtiges Liebespaar geworden. "Kurzschluss hoch drei" (16 Uhr, wieder von Pläging) spielt in Berlin: Sie ist zu Besuch gekommen, er will ihr den Ausblick von der Dachterrasse zeigen, und als hinter ihnen die Tür ins Schloss fällt, sind sie ausgesperrt. Erneut kommt es zu den bereits bekannten Dialogduellen, die Engelke und Brandt derart authentisch vortragen, dass sie wie improvisiert wirken. Der Schluss lässt clever offen, ob es eine weitere Fortsetzung geben wird.