Medikamente unwirksam: Ehemaliger Apotheker auf Bewährung frei

Medikamente unwirksam: Ehemaliger Apotheker auf Bewährung frei

Bielefeld (epd). Der wegen gestreckter Krebsmedikamente zu zwölf Jahren Haft verurteilte frühere Apotheker aus Bottrop kommt vorzeitig auf Bewährung frei. Der Mann, der sich in der Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Senne im offenen Vollzug befand, sollte am Montag im Laufe des Tages entlassen werden, wie ein Sprecher des Landgerichts Bielefeld dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte. Das Landgericht sei damit einem gemeinsamen Antrag von Staatsanwaltschaft und Justizvollzugsanstalt gefolgt. Der Mann habe gut zwei Drittel seiner Haftstrafe verbüßt.

Das Landgericht Essen hatte den Mann im Jahr 2018 wegen vorsätzlichen Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz in 14.564 Fällen zu einer Freiheitsstrafe von zwölf Jahren sowie zu einem lebenslangen Berufsverbot verurteilt. Er hatte rund fünf Jahre lang zahlreichen Patienten minderwertige oder unwirksame Krebsmedikamente verkauft. Der Bundesgerichtshof bestätigte die Verurteilung. Eine Beschwerde gegen die Länge der Haftstrafe hatte vor dem Bundesverfassungsgericht keinen Erfolg.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz kritisierte die vorzeitige Freilassung. Der Verurteilte habe niemals an der Aufklärung seiner Straftaten mitgewirkt, sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch dem epd. Während über den privaten Lebensstil des Täters öffentlich in aller Breite berichtet worden sei, sei für Betroffene und Angehörige der Opfer fast alles im Dunklen geblieben.

„Es muss deshalb nicht verwundern, wenn einer vorzeitigen Entlassung Skepsis entgegengebracht wird“, erklärte Brysch. Der Patientenschützer forderte als Konsequenz unter anderem regelmäßige unangekündigte Stichproben durch Amtsapotheker bei den bundesweit rund 300 Apotheken, „die einen milliardenschweren Umsatz mit spezialisierter Chemotherapie machen“.