Medizinerin: Jugendliche mehr über Risiken von E-Zigaretten aufklären

Medizinerin: Jugendliche mehr über Risiken von E-Zigaretten aufklären
27.12.2024
epd
epd-Gespräch: Imke Plesch

München (epd). Die Münchner Suchtmedizinerin Andrea Rabenstein warnt vor E-Zigaretten als Einstieg für Kinder und Jugendliche ins Rauchen. „Die Aromen maskieren den Hustenreiz, den Nikotin normalerweise verursacht, und machen den Einstieg damit leichter“, sagte Rabenstein dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Nikotinabgabe von E-Zigaretten und Tabakerhitzern sei inzwischen vergleichbar mit der von herkömmlichen Tabakzigaretten, sagte die Mitarbeiterin der Tabakambulanz am LMU Klinikum in München. Selbst Produkte, die kein Nikotin enthielten, führten ans Rauchen heran und senkten die Hemmschwelle, nikotinhaltige Produkte zu nutzen.

Kinder und Jugendliche konsumierten E-Zigaretten anders als gewöhnliche Zigaretten: „Ein normaler Raucher raucht draußen eine Zigarette - das ist eine abgeschlossene Konsumeinheit“, sagte die Fachärztin für Suchtmedizin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie. E-Zigaretten würden dagegen teilweise durchgängig im Unterricht unter der Schulbank oder zu Hause vor der Spielekonsole genutzt. „Das führt zu einer ganz anderen Abhängigkeit.“

Laut einer Untersuchung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) von 2021 hatten rund ein Drittel (35,2 Prozent) der 18- bis 25-Jährigen schon einmal im Leben eine E-Zigarette konsumiert, bei den 12- bis 17-Jährigen waren es 13,1 Prozent. E-Zigaretten seien heute überall erhältlich, sagte Rabenstein, und die Werbung, vor allem durch Influencer auf Social Media, spreche gezielt Jugendliche als Zielgruppe an.

In die Tabakambulanz des LMU Klinikums kämen teilweise schon Kinder mit einer Tüte voller Einweg-E-Zigaretten, auch Disposables genannt, die sie innerhalb weniger Wochen konsumiert hätten. Manche klagten über Kurzatmigkeit oder darüber, dass sie die Kontrolle über ihren Konsum verloren hätten. Auch die hohen Kosten seien ein Grund dafür, dass Nutzer aufhören wollen. „Vor allem sind es aber verzweifelte Eltern, die uns anrufen“, sagt Rabenstein. Dazu, welche Krankheiten der langfristige Konsum von E-Zigaretten verursache, gebe es noch keine Studien.

Die Münchner Tabakambulanz bietet Beratungsgespräche und Kurse an, um mit dem Rauchen aufzuhören. Eine Möglichkeit sei die „Silvester-Methode“, also die Wahl eines bestimmten Tages, an dem man aufhöre, erklärt die Suchtmedizinerin. Dieser müsse aber gut vorbereitet werden: Man müsse sich vorher überlegen, wie man bestimmte Risikosituationen vermeiden oder sich darin anders verhalten könne. Auch der Hausarzt könne bei der Entwöhnung unterstützen.

Rabenstein fordert die Politik auf, den Konsum von E-Zigaretten noch stärker zu regulieren und Gesetzeslücken zu schließen. Bereits bestehende Bestimmungen, etwa zu Altersvorgaben, Verkauf und Vertrieb oder Werbung müssten deutlich stärker kontrolliert werden. Was ihr außerdem wichtig ist: „Wir brauchen mehr Prävention und müssen Jugendliche besser aufklären, etwa mit Kampagnen in Schulen, aber auch auf Social Media“, sagt die Suchtmedizinerin.