Paderborner Erzbischof: Sprachlosigkeit braucht Worte

Paderborner Erzbischof: Sprachlosigkeit braucht Worte

Paderborn (epd). Der Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz hat angesichts des Leids nach der Amokfahrt in Magdeburg die Bedeutung der richtigen Worte und des Trostes unterstrichen. „Magdeburg macht sprachlos. Das Leid überwältigt“, sagte Bentz laut Redetext am ersten Weihnachtsfeiertag im Paderborner Dom. Nötig seien Worte des Trostes und des Friedens. „Unsere Sprachlosigkeit braucht ein Wort. Damit die Gewalt und der Hass nicht das letzte Wort haben“, unterstrich der Erzbischof.

Am Freitagabend war ein 50-jähriger Mann mit einem Auto ungebremst durch eine Budengasse auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt gerast. Dabei wurden fünf Menschen getötet und mehr als 200 Menschen verletzt. Der aus Saudi-Arabien stammende Täter war in den sozialen Netzwerken als aggressiver Islamkritiker und AfD-Sympathisant aufgefallen.

Bentz sagte, die stärksten und wirkungsvollsten Worte seien die, die man sich einander sage. In der Nacht des Leids genüge ein ehrliches „Ich bin bei dir. Ich lass dich nicht allein“.

Zugleich warnte Bentz vor einer Verrohung der Sprache. Sprache verrohe nicht nur in Extremsituationen wie Krieg und Besatzung, sie verrohe auch im täglichen Leben mit der Alltagssprache und mit dem medialen Umgang. Worte seien nie nur harmlos, unterstrich der Erzbischof.

Mit Blick auf die nach Weihnachten beginnende heiße Phase des Bundestags-Wahlkampfes hoffe er, „dass diejenigen, die mit ihrem Sprechen um Wähler werben, sich ihrer Verantwortung für die Wirkkraft von Sprache bewusst sind und verantwortlich damit umgehen“, sagte Bentz weiter. Zugleich sollten auch die Wähler ihrer Verantwortung bewusst sein und kritisch hinterfragen, ob ein Wort echt und ehrlich sei.

Auch die Kirche habe eine Verantwortung, wie übereinander geredet werde und ob das Reden mit konkretem Verhalten gedeckt sei, sagte Bentz. Nur zu reden, reiche nicht, um etwas positiv zu verstärken. „Wenn unseren Worten keine konkreten Handlungen folgen, dann riskieren wir, nur gute Wünsche zu bringen und sonst nichts“, mahnte der Paderborner Erzbischof.

Sprache sei der Dreh- und Angelpunkt des christlichen Glaubens, unterstrich Bentz. Der leitende Theologe verwies auf die Verkündigung, das Gebet, auf die Feier der Liturgie sowie auf den Dienst am Nächsten. Der christliche Glaube lebe vom Wort. Somit hätten Christen eine besondere Verantwortung für das Wort.