Fünffacher Mordvorwurf gegen mutmaßlichen Täter von Magdeburg

Fünffacher Mordvorwurf gegen mutmaßlichen Täter von Magdeburg
Einen Tag nach einem verheerenden Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt mit bislang fünf Toten und mehr als 200 Verletzten steht die Stadt unter Schock. Ein Arzt aus Saudi-Arabien ist in die Menschenmenge in der Innenstadt gerast.

Magdeburg (epd). Nach dem Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg am Freitagabend hat sich die Zahl der Toten auf fünf erhöht. Darunter ist ein neunjähriges Kind. Mehr als 200 Menschen sollen zudem verletzt worden, davon etwa 40 sehr schwer. Sachen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sprach am Samstag in Magdeburg von einer unvorstellbaren Dimension, die in Deutschland auch bislang einzigartig sei. Die Polizei hat den mutmaßlichen Täter, einen 50-jährigen Mann aus Saudi-Arabien, festgenommen.

Nach Aussage des Direktors der Polizeiinspektion Magdeburg, Tom-Oliver Langhans, dauerte die verheerende Amokfahrt über den Weihnachtsmarkt nur wenige Minuten. Um 19.02 Uhr sei der erste Notruf eingegangen. Um 19.05 Uhr sei der Wagen des mutmaßlichen Täters gestoppt worden.

Der Mann sei zunächst mit normaler Geschwindigkeit an den Weihnachtsmarkt herangefahren. Dann sei er auf den Alten Markt abgebogen und habe sein Auto abrupt beschleunigt.

Laut dem Magdeburger Leitenden Oberstaatsanwalt Horst Walter Nopens wird dem Mann fünffacher Mord und 205-facher versuchter Mord in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung vorgeworfen. Hinweise auf einen zweiten Täter gebe es derzeit nicht. Der Mann werde aktuell vernommen. Hintergrund der Tat sei offenbar eine Unzufriedenheit über den Umgang mit saudi-arabischen Flüchtlingen in Deutschland.

Nach Angaben der Sicherheitsbehörden war der Mann im Jahr 2006 erstmals nach Deutschland eingereist und hat einen unbefristeten Aufenthaltstitel. Zuletzt sei er als Arzt in Bernburg in Sachsen-Anhalt tätig gewesen.

Ministerpräsident Haseloff hatte am Samstagmittag gemeinsam mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und weiteren Mitgliedern des Bundeskabinetts sowie dem CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz den Tatort am Alten Markt besucht. Der Kanzler sprach von einem „furchtbaren und tragischen Ereignis“. „Was für eine furchtbare Tat ist das, dort mit solcher Brutalität so viele Menschen zu verletzen und zu töten“, sagte Scholz.

Er wolle die Solidarität des ganzen Landes mit den Angehörigen, den Verletzten und der Stadt Magdeburg versichern. „Wir werden und wir müssen hier zusammenstehen“, sagte er.

Scholz erinnerte an den Anschlag auf den Berliner Breitscheidplatz 2016. Angesichts solcher Taten sei es wichtig, als Land zusammenhalten. Man dürfe weder diejenigen durchkommen lassen, die Hass säen wollten, noch Täter unverfolgt lassen. Eine präzise Aufklärung sei jetzt wichtig.

Der Beigeordnete für Ordnung der Stadt Magdeburg, Ronni Krug, verteidigte am Samstag das Sicherheitskonzept der Stadt für den Weihnachtsmarkt. Es sei zuletzt nach dem Anschlag auf das Stadtfest in Solingen verschärft und nach bestem Wissen und Gewissen verfasst worden.

Der Anschlag hat bundesweit große Betroffenheit ausgelöst. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte, seine Gedanken seien bei den Opfern und ihren Angehörigen. Die beiden großen Kirchen in Deutschland sprachen von einem menschenverachtenden Anschlag, der fassungslos mache. Vielerorts wurde zu Gedenkandachten an die Opfer eingeladen. Am Abend war zudem im Magdeburger Dom eine zentrale ökumenische Gedenkfeier geplant.