Terrorgedenken in Berlin: "Shine A Light" und Glockenschläge

Terrorgedenken in Berlin: "Shine A Light" und Glockenschläge
Trümmer, Schreie, Blut, Tod: Der islamistische Terroranschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt hat tiefe Spuren im kollektiven Gedächtnis der Stadt hinterlassen. Am achten Jahrestag wurde an die 13 Todesopfer erinnert.

Berlin (epd). 13 Glockenschläge um 20.02 Uhr: An die 13 Todesopfer des islamistischen Terroranschlags auf den Weihnachtsmarkt ist am Donnerstag in Berlin erinnert worden. Auch zum Zeitpunkt des Anschlags vor acht Jahren schlugen die Glocken der evangelischen Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, um die herum sich der traditionelle Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz in der westlichen Berliner Innenstadt befindet.

Vor den Glockenschlägen zum Gedenken war auf den Stufen vor der Kirche am Mahnmal „Goldener Riss“ schweigend an die Opfer vom 19. Dezember 2016 erinnert und deren Namen verlesen worden. Das Mahnmal markiert die Stelle, an der ein islamistischer Attentäter damals einen Sattelschlepper in die Besuchermenge auf dem Weihnachtsmarkt gesteuert hatte.

Die Sprecherin der Betroffenen von 2016, Astrid Passin, rief vor rund 200 Menschen in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche das bis heute andauernde Leid der Angehörigen in Erinnerung: „Das Herz bebt oft vor Schmerz“, sagte sie, „und es hört nicht auf.“ Passin sprach von einem „inneren und äußeren Kampf“.

Der Vorsitzende des Schaustellerverbandes Berlin, Michael Roden, sagte: „Wir tragen das Geschehene in uns.“ Schausteller hätten im Dezember 2016 zu den Ersthelfern gezählt und den Opfern so gut es ging geholfen. Es grenze an ein Wunder, dass kein Schausteller selbst bei dem Attentat ums Leben gekommen sei.

Musikalisch gestaltet wurde die Gedenkandacht von der Sängerin Jocelyne B. Smith. Sie sang unter anderem die Hymne „Shine A light“. Unter den Gästen waren Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner, die Präsidentin des Berliner Abgeordnetenhauses, Cornelia Seibeld (beide CDU) und Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne).

Bischof Christian Stäblein rief in seiner Predigt dazu auf, gegen Terror zusammenzustehen. „Es darf kein Alleinlassen geben“, sagte der Leitende Geistliche der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Terror und Brutalität, in wessen Namen auch immer, dürften „nicht die Macht über uns haben, auch die Angst nicht“, betonte der Bischof.

Der islamistische Terroranschlag vor acht Jahren stehe auch für „die entsetzliche Verkehrung und Pervertierung von Religion und Gott“. Das schaffe „eine besondere Verletzung, eine tiefe Angst, eine Finsternis, die anders ist“, sagte Bischof Stäblein. Der Jahrestag sei ein „Tag des Erinnerns, des Gedenkens an Tod und Terror, an Schrecken und Zerstören“.

Am Mahnmal „'Goldener Riss“, in dem die Namen der 13 Opfer eingraviert sind, standen deren Fotos und Kerzen. Um 20.02 Uhr schlug dann 13 Mal die Glocke vom Turm der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche - ein Mal für jedes Opfer.

Bei dem Terroranschlag hatte ein aus Tunesien stammender Islamist am 19. Dezember 2016 einen Sattelschlepper in die Besuchermenge des Weihnachtsmarktes auf dem Breitscheidplatz gesteuert. Dabei starben zwölf Menschen, mehr als 60 wurden verletzt. Das 13. Opfer erlag im Oktober 2021 den Folgen seiner schweren Verletzungen. Die Opfer kamen aus Deutschland, Polen, Israel, Italien, der Ukraine und Tschechien.