Landeskirche: gegen Antisemitismus eintreten

Daniel Reinhardt/dpa/Daniel Reinhardt
Ein Hakenkreuz und ein durchgestrichener Davidstern sind an einer Gedenkstätte in Berlin zu sehen. Seit dem Überfall der Hamas auf Israel ist es aktuell zu massiven antisemitischen Vorfälle in Langenau gekommen. (Archivbild)
Zu Angriffen auf Gemeinde
Landeskirche: gegen Antisemitismus eintreten
Mit einer deutlichen Erklärung hat sich die Evangelische Kirche in Württemberg gegen wachsenden Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit gewandt. Hintergrund sind auch die Angriffe auf Pfarrer Ralf Sedlak und seine Gemeinde.

Auslöser für das Papier, das am Mittwochabend veröffentlicht wurde und neben Pfarrerinnen und Pfarrern auch von Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl getragen wird, waren die massiven antisemitischen Vorfälle in Langenau (Alb-Donau-Kreis) und Angriffe gegen den Gemeindepfarrer Ralf Sedlak.

Der Theologe hatte in einer Predigt den Überfall der Hamas auf Israel kritisiert, was zu massiven verbalen Attacken eines örtlichen Propalästina-Aktivsten an den sonntäglichen Gottesdiensten vor der Kirche, aber auch gegen Pfarrer Sedlak geführt hatte.

Die Kirchenfassade wurde in der Nacht auf Sonntag mit Aufschriften wie "Juden vergasen" beschmiert. Diese Schmierereien, die auch am Rathaus angebracht wurden, machten klar, dass sich in Langenau ein Antisemitismus Bahn breche, der "auf Vernichtung und Auslöschung des jüdischen Volkes" ziele, heißt es in der Kirchenerklärung. Der Konflikt schwele bereits seit Monaten, "lange genug" sei abgewiegelt worden, aggressive Äußerungen, wie zuletzt auf einer Palästina-Demonstration in Langenau seien in das "Spektrum freie Meinungsäußerung" eingeordnet worden.

Langenau ist nach Einschätzung der Theologen jedoch kein Einzelfall. Denn überall, wie auch in Baden-Württemberg, gebe es eine Zunahme antisemitischer Straftaten und Übergriffe auf jüdische Menschen. Angesichts dieser Entwicklung müssten sich alle evangelischen Gemeindemitglieder und "alle Menschen guten Willens" entschieden "diesem öffentlich geäußerten Vernichtungswillen" entgegenstellen. Auch die Langenauer Bürgermeisterin Daria Henning (CDU) hatte mit deutlichen Worten die antisemitischen Vorfälle verurteilt.

Die Kirchenerklärung gegen Antisemitismus unterzeichneten neben Landesbischof Gohl auch die Regionalbischöfinnen Gabriele Wulz (Ulm) und Gabriele Arnold (Stuttgart), der Ulmer Dekan Torsten Krannich, zu dessen Kirchenbezirk Langenau gehört, rund 50 Pfarrerinnen und Pfarrer, aber auch ehrenamtliche kirchliche Leitungsgremien, wie die Kirchengemeinderäte der Ulmer Martin-Luther-Gemeinde sowie der Gemeinden in Erbach, Lonsee und Grimmelfingen.

Zuvor hatte sich bereits die baden-württembergische Landesregierung hinter Sedlak gestellt. "Der Pfarrer und seine Familie können sich des Rückhalts der Landesregierung gewiss sein", schreibt Innenminister Thomas Strobl (CDU) in einer am Mittwoch veröffentlichten Antwort auf eine Anfrage der CDU-Landtagsfraktion. Die Sicherheitsbehörden träfen Maßnahmen, um weitere Störungen und Anfeindungen zu unterbinden, verspricht Strobl. Der Pfarrer, seine Familie sowie die Besucher der Kirche sollten sich sicher fühlen. Zwar müssten die Grundrechte auf Versammlungs- und Meinungsfreiheit mit dem Recht auf ungestörte Religionsausübung in einen angemessenen Ausgleich gebracht werden. Wenn allerdings Strafgesetze verletzt würden, hätten Grundrechte auch ihre Grenzen, betonte der Minister. Die Polizei sei zu den Gottesdienstzeiten dauerhaft vor Ort, hieß es weiter.