Umfrage: Junge Menschen zweifeln an sozialpolitischem Wirken

Umfrage: Junge Menschen zweifeln an sozialpolitischem Wirken

Gütersloh (epd). Das politische Interesse der 16- bis 30-Jährigen in Deutschland ist einer Umfrage zufolge hoch, doch nehmen sie ihre Möglichkeit zur Mitgestaltung der Gesellschaft als nur begrenzt wahr. Fast zwei Drittel (63 Prozent) bezeichnet sich als interessiert oder sehr interessiert an Themen wie Frieden, mentale Gesundheit, Bildung, Inflation und Umweltschutz, ergab die am Donnerstag veröffentlichte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Verian im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Doch nur knapp jede und jeder Fünfte glaube daran, dass es einen Unterschied macht, wenn man sich persönlich für einen bestimmten Bereich einsetzt.

Für die repräsentative Erhebung „Junges Engagement für sozialen Wandel“ waren im März den Angaben nach bundesweit 2.532 Menschen im Alter von 16 bis 30 Jahren online interviewt worden.

Angesichts der aktuell vielfältigen Krisen weltweit zeigt sich die junge Generation entmutigt: So gaben 43 Prozent demnach an, gar nicht zu wissen, wo oder wie sie sich einbringen könnten. Die Hälfte der Befragten ist der Ansicht, dass es abseits von Wahlen zu wenig Möglichkeiten für Jüngere gibt, um sich zu beteiligen. Nicht einmal jeder Zehnte meint, dass Parteien offen für die Ideen der Jugend sind.

Dennoch gibt es laut der Umfrage Potenzial, mehr junge Menschen für ein gesellschaftliches Engagement zu gewinnen. 36 Prozent der Befragten hätten Interesse, für die ihnen wichtigen Themen aktiv zu werden, etwa durch das Unterzeichnen von Petitionen oder das Leisten von Freiwilligenarbeit, hieß es. Ein weiteres Drittel sei zumindest teilweise dazu bereit. Dabei gingen sie davon aus, eher in ihrem unmittelbaren Umfeld etwas langfristig verändern zu können als auf bundespolitischer Ebene (22 zu 10 Prozent).

„Wir brauchen passgenaue und niedrigschwellige Beteiligungsmöglichkeiten für junge Menschen in ihrem Umfeld“, forderte Regina von Görtz, Expertin für Jugend und Demokratie bei der Bertelsmann Stiftung. Lokalpolitikerinnen und -politiker sollten sie verstärkt in Diskussionen einbinden, die die Jugend mit angehen - etwa den Glasfaserausbau für ein schnelles Internet oder die Gestaltung von Sport- und Freizeitanlagen. Auch über verankerte Gremien wie Jugendbeiräte ließen sich junge Leute stärker einbeziehen. 61 Prozent der Befragten stimmten demnach der Aussage zu, dass die Demokratie trotz mancher Schwächen die bestmögliche Regierungsform darstellt.