Wo kommen eigentlich all die Engel her – auf den Weihnachtsmärkten, in den Schaufenstern, in der Werbung, den Internetseiten? Wo nicht der Weihnachtsmann der nordisch-amerikanischen Tradition mit Rentier und seinem "Hohoho" das Bild bestimmt, da sind es die Engel, die anzeigen: Bald ist Weihnachten.
Die Engel verbreiten, hellgekleidet mit ihren Flügeln eine zartere Atmosphäre, und wo sie sind, ist oft heller Gesang, auch heute noch. Manch eine kleine Musikantin steht am Rand des Gewühls und spielt warm gekleidet und doch mit Engelsflügeln auf dem Rücken geschmückt weihnachtliche Weisen. Wer seine Engel noch nicht in der Weihnachtsdeko-Kiste parat hat, für den warten sie in den Auslagen der Verkaufsbuden auf ihren Einsatz: auf Weihnachtsbäumen, als Kerzenständer, in kleinen Idyllen Fensterbänken.
Für Christi:nnen stammen sie direkt aus der biblischen Weihnachtsgeschichte. In besonders großer Pracht und Schönheit kommen die biblischen Engel vor, wo sie den Hirten auf den Feldern nachts bei Betlehem erscheinen – ein Höhepunkt in jedem Krippenspiel. Zunächst tritt der Verkündigungsengel zu den nichtsahnenden Hirten, die ihre Nachtwache bei den Tieren halten. Er bringt die - ja DIE - Weihnachtsbotschaft: "Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen."(Lukas 2,10-12). Gleich danach erscheinen die "himmlischen Heerscharen" mit ihrem Lobgesang: "Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens" (Lukas 2,14).
Doch schon vor der Geburt Jesu sind Engel diejenigen, die die entscheidenden Botschaften überreichen: Zacharias, der Mann von Elisabeth, erfährt von der Geburt des Johannes vom Engel Gabriel (Lukas 1,11-13) ebenso wie Maria erfährt von der Geburt Jesu (Lukas 1,26-38).
Himmlische Lichtgestalten mit wichtiger Botschaft
Wie immer in der Bibel das Erscheinen von Engeln mit Licht verbunden ist, ereignet sich dies auch in der Weihnachtsgeschichte so. In der Dunkelheit der Felder von Betlehem wird es hell, als der Verkündigungsengel zu den Hirten tritt: "und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie" (Lukas 2,9).
Es ist kaum anders vorstellbar: die Engel haben ihre Botschaft gesungen. Denn auch in der großen Engelsvision des Propheten Jesaja singen sie (Jesaja 6,2). Das ist offensichtlich der jüdisch-christlichen Tradition im Ohr geblieben. Übrigens: In vielen lutherischen Gottesdienst wird genau auf diese Bibelstelle singend in der Liturgie Bezug genommen. Und schließlich: Von den Engeln erzählen unzählige Weihnachtslieder, von mittelalterlichen Mönchsgesang über "Engel auf den Feldern singen" (Angels), "Am Weihnachtsbaume" "Harp the angels sing" bis zu den "Christmas Angels" von Michael W. Smith. Den traditionellen Kirchenchoral "Vom Himmel hoch da komm ich her" hat Martin Luther1533/34 gedichtet. Er hat darin aus der Botschaft des Verkündigungsengels ein Lied gemacht, das Schritt für Schritt in deutscher Sprache die Weihnachtsgeschichte nacherzählt – wer es singt, wird wie die Engel zum Botschafter der Weihnachtsgeschichte.
Dass wir uns die Engel so prototypisch vorstellen, wie sie zum Beispiel in den erzgebirgischen , miniaturhaften Miniatur-Engelmusikantenfiguren dargestellt werden, mit hellem Kleid, Flügeln und fröhlich, hat seine Anfänge durchaus in den Beschreibungen von Engeln in der Bibel.
Von den typischen Engelsflügeln wird in der Bibel ebenfalls in der Vision des Jesaja berichtet. Dort haben sie sogar sechs Flügel: mit zweien bedecken sie ihr Antlitz , mit zweien fliegen sie, mit zweien decken sie ihre Füße. Daran knüpft auch die menschliche Fantasie an. Anders als mit Flügeln konnten und können wir uns Menschen nicht vorstellen, wie die Engel Himmel und Erde verbinden. Und so schweben und fliegen sie bis heute – und manchmal mitten in unser Herz hinein.