Dessau-Roßlau (epd). Karsten Wolkenhauer ist neuer Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche Anhalts. Der 58-jährige Gemeindepfarrer aus Berlin-Nikolassee wurde am Samstag in Dessau-Roßlau auf einer Sondertagung der Landessynode zum Nachfolger des bisherigen Kirchenpräsidenten Joachim Liebig gewählt. Liebig war im März altersbedingt aus dem Amt geschieden.
Wolkenhauer setzte sich bei der Wahl in der Dessauer Auferstehungskirche gegen zwei Mitbewerber durch. Er erhielt im entscheidenden zweiten Wahlgang 20 Stimmen der insgesamt 36 Kirchenparlamentarier. Auf seine Mitbewerber, den 49-jährigen Zerbster Pfarrer Albrecht Lindemann und den 59-jährigen Münsteraner Theologieprofessor Frank Weyen, entfielen 15 beziehungsweise 1 Stimme.
Im ersten Wahlgang hatte Wolkenhauer mit 18 Stimmen die notwendige Mehrheit von mindestens 20 Stimmen noch um zwei Stimmen verfehlt. Lindemann und Weyen fanden im ersten Wahlgang 13 beziehungsweise 5 Unterstützer.
Für die anhaltische Kirche war es bereits der dritte Anlauf zur Wahl eines Nachfolgers für Liebig. Bei einer Sondersynode im September vergangenen Jahres scheiterten die beiden damaligen Bewerber in allen drei Wahlgängen. Ein weiterer Wahlanlauf im Frühjahr dieses Jahres missglückte mangels Kandidaten.
Wolkenhauer kündigte nach seiner Wahl an, bereits am Montag sein Amt antreten zu wollen. Wichtigste Aufgabe der kommenden Wochen sei eine tiefgreifende Analyse der Verhältnisse in der Evangelischen Kirche Anhalts. Vor ihm liege eine Zeit der Aktenfresserei und der vielen Gespräche. Eine gute Analyse sei bereits 50 Prozent der Lösung, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Wolkenhauer erklärte, er komme ohne Programm und wolle die Kirche gemeinsam mit den Mitgliedern, den Pfarrerinnen und Pfarrern und der Synode weiterentwickeln. Dies gelte auch für die immer wieder gestellte Frage nach einer möglichen Fusion der kleinsten deutschen Landeskirche mit einer anderen Landeskirche. Im Moment spüre er in der Landeskirche eine große Erschöpfung aufgrund der langen Vakanz des Kirchenpräsidentenamts. Daher wolle er ohne Aufschub an die Arbeit gehen und für eine Übergangszeit parallel die Nachfolge in seiner bisherigen Pfarrei begleiten.
Wolkenhauer war bislang Pfarrer in Berlin-Nikolassee. Er wurde am 20. August 1966 in Northeim geboren und wuchs in Herzberg am Harz auf. Er studierte Theologie an der Kirchlichen Hochschule Berlin und an der Universität Heidelberg. Anschließend war er als Unternehmensberater tätig.
Ab 2012 arbeitete er in Berlin-Niederschönhausen in einer Kirchengemeinde. Von 2013 bis 2015 war er im Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Hannover Referent des Präsidiums der Synode der EKD. Er ist verheiratet mit der Bevollmächtigten des Rates der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union, Anne Gidion.
Zu den ersten Gratulantinnen gehörte die EKD-Ratsvorsitzende, Bischöfin Kirsten Fehrs. Wolkenhauers kluge und freundliche Art sowie seine Erfahrungen aus seinem Wirken in Wirtschaft, dem Kirchenamt der EKD und der Gemeindearbeit bereicherten dieses Amt, erklärte Fehrs. Sie freue sich auf die Zusammenarbeit.