Düsseldorf (epd). Die Tarifbeschäftigten können laut der Hans-Böckler-Stiftung einen „kräftigen Reallohnzuwachs“ im zu Ende gehenden Jahr verzeichnen. Die Tariflöhne in Deutschland stiegen 2024 nominal gegenüber dem Vorjahr um durchschnittlich etwa 5,5 Prozent, wie das Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Stiftung am Freitag in Düsseldorf mitteilte. Da der Anstieg der Verbraucherpreise im Jahresdurchschnitt mit voraussichtlich 2,2 Prozent gegenüber den historisch hohen Inflationsraten der Vorjahre wieder deutlich zurückgegangen sei, erhielten die Tarifbeschäftigten mit durchschnittlich 3,2 Prozent erstmals wieder einen deutlichen Zuwachs beim Reallohn.
Der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Thorsten Schulten, betonte, dass durch die Reallohnzuwächse in diesem Jahr die Kaufkraftverluste der drei Vorjahre etwa zur Hälfte kompensiert worden seien. „Die Tariflohnentwicklung des Jahres 2024 ist nach wie vor eine Reaktion auf die außergewöhnlich hohen Inflationsraten der Vorjahre, in denen die Beschäftigten einen erheblichen Rückgang der Reallöhne hinnehmen mussten“, sagte er. Die reduzierte Kaufkraft der Beschäftigten sei „ein wesentlicher Grund für die schwache Konjunkturentwicklung in Deutschland“. Nach wie vor bestehe in dieser Hinsicht deshalb ein „erheblicher Nachholbedarf“.
Im Jahr 2024 wurden den Angaben zufolge für etwa 12,6 Millionen Beschäftigte neue Tarifabschlüsse vereinbart. Hinzu kämen Tariferhöhungen für weitere 7,9 Millionen Beschäftigte, die bereits 2023 oder früher vereinbart wurden. Insgesamt profitierten damit im Jahr 2024 gut 20 Millionen Beschäftigte von tarifvertraglichen Lohnsteigerungen. „Solche Zahlen machen deutlich, dass das Tarifsystem ein wichtiges Instrument ist, um materielle gesellschaftliche Teilhabe zu gewährleisten“, erklärte die Wissenschaftliche WSI-Direktorin Bettina Kohlrausch.