Frankfurt a.M., New York (epd). Das UN-Kinderhilfswerk Unicef warnt vor dem Ausschluss von Frauen aus der medizinischen Ausbildung in Afghanistan. Sie sei zutiefst besorgt über Berichte, denen zufolge Frauen das Studium an medizinischen Fakultäten verboten werden solle, erklärte Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell am Donnerstag.
Russell verwies insbesondere auf die Ausbildung in der Krankenpflege, der Gynäkologie und der Geburtshilfe. Diese Bereiche seien essenziell für die Gesundheit von Frauen und Kindern. „Die Umsetzung des Verbots wäre ein weiterer verheerender Schlag gegen die Rechte von Frauen und Mädchen in Afghanistan“, sagte die Unicef-Direktorin.
Unter anderem „Human Rights Watch“ hatte über den Ausschluss der weiblichen Bevölkerung von der Bildung in medizinischen Instituten berichtet. Eine entsprechende Anordnung wurde laut der Menschenrechtsorganisation am Montag von Taliban-Führer Hibatullah Achundsada erlassen. Nach Angaben des afghanischen Senders Tolo News hat das Gesundheitsministerium das Verbot gegenüber Medien allerdings bisher nicht offiziell kommentiert. Laut Russell werden unterschiedliche Berichte derzeit noch von Unicef geprüft.
Seit ihrer Machtübernahme im August 2021 haben die Taliban die Rechte der weiblichen Bevölkerung immer weiter eingeschränkt. Schon länger ist Frauen und Mädchen der Besuch weiterführender Schule untersagt - ebenso wie das Studium an Universitäten.
Über die weitere Verschärfung des Bildungsverbots hatte sich zuletzt auch die Europäische Union (EU) besorgt geäußert. Die Entscheidung sei eine weitere Verletzung fundamentaler Menschenrechte, sagte eine EU-Sprecherin. Bisher konnte diplomatischer Druck die islamistischen Machthaber nicht zu einer Kursänderung bewegen.