Hamburg (epd). Kindern und Jugendlichen in Deutschland geht es psychisch weiterhin schlechter als vor der Corona-Pandemie. Der 2022/2023 verzeichnete Trend zu einer Verbesserung der psychischen Gesundheit hat sich 2024 nicht fortgesetzt, wie aus der „Copsy“-Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) hervorgeht. Rund ein Fünftel der Heranwachsenden sei psychisch belastet, die Werte lägen etwa fünf Prozentpunkte über dem Vor-Pandemie-Niveau, teilten die Studienautorinnen Ulrike Ravens-Sieberer und Anne Kaman am Mittwoch mit.
Im Herbst hatte das Forschungsteam zum siebten Mal Heranwachsende und Familien befragt. Am Mittwoch wurden die Ergebnisse der sechsten und siebten Befragungsrunde veröffentlicht. Diese müssen allerdings noch wissenschaftlich begutachtet werden.
Während die psychischen Belastungen durch die Pandemie zurückgegangen sind, rücken der Erhebung zufolge inzwischen andere Krisen in den Vordergrund. So äußerten zuletzt 72 Prozent der Kinder und Jugendlichen Sorgen in Bezug auf Kriege. Sorgen im Zusammenhang mit Terrorismus zeigten 70 Prozent der Befragten. Auch wirtschaftliche Krisen und der Klimawandel beunruhigen den Angaben zufolge jeweils um die 60 Prozent der Kinder und Jugendlichen. Hingegen äußerten nur noch 15 Prozent der Befragten Sorgen in Bezug auf die Pandemie.
„Viele Kinder und Jugendliche leiden unter sogenannten krisenbezogenen Zukunftsängsten“, sagte Studienautorin Kaman. „Sie haben zum Beispiel Angst, dass ihr Leben durch die aktuellen Krisen schlechter wird, dass ihre Familien sich viel weniger leisten können oder dass sie in Zukunft ihre Ziele wie den Schulabschluss oder den Wunschberuf nicht erreichen können.“
Aktuell klagen den Daten zufolge noch 21 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen über eine geminderte Lebensqualität - gegenüber einem Spitzenwert von rund 48 Prozent zum Jahreswechsel 2020/2021. Psychische Auffälligkeiten zeigen noch immer 22 Prozent der Kinder und Jugendlichen. In der Spitze waren es 31 Prozent.
Die Studie zeigt zudem, dass rund 40 Prozent der Kinder und Jugendlichen täglich mehr als vier Stunden digitale Medien nutzen. Rund ein Drittel der Heranwachsenden fühlt sich durch Inhalte in sozialen Medien belastet. Den Fachleuten zufolge sollte weiter erforscht werden, wie genau Kinder und Jugendliche durch die mediale Berichterstattung zu globalen Krisen belastet werden. Eltern und Schulen müssten Medienkompetenz vermitteln.
Ursprünglich sollte die „Copsy“-Studie (Corona und Psyche) vor allem die Auswirkungen der Pandemie auf die seelische Gesundheit, Lebensqualität, psychosomatischen Beschwerden sowie Ressourcen und Risikofaktoren von Kindern und Jugendlichen erfassen. An den bisherigen sieben Befragungen beteiligten sich jeweils mehr als 1.500 Familien. Neben elterlichen Angaben erhoben die Forschenden von 1.967 Heranwachsenden im Alter zwischen elf und 22 Jahren Auskünfte. Die nächste Erhebungsrunde ist für Herbst 2025 geplant.