Fachkraft-Quote in Kitas bundesweit zurückgegangen

Fachkraft-Quote in Kitas bundesweit zurückgegangen
Deutscher Städtetag: Mehr Qualifizierung von Quereinsteigern nötig
Der Anteil von ausgebildeten Erzieherinnen und Erziehern in Kitas geht laut Bertelsmann Stiftung bundesweit zurück. Weil in vielen Einrichtungen Personal fehlt, werden zunehmend Menschen ohne die formalen pädagogischen Voraussetzungen eingestellt.

Gütersloh, Berlin (epd). In immer mehr Kitas bundesweit geht der Anteil von Mitarbeitenden mit einer Qualifikation als Erzieherin und Erzieher zurück. Im Jahr 2023 hatten lediglich in jedem dritten Kita-Team (32 Prozent) mehr als acht von zehn pädagogisch Tätigen einen entsprechenden Fachschulabschluss, wie die Bertelsmann Stiftung am Mittwoch in Gütersloh unter Verweis auf das aktuelle „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“ erklärte. Im Jahr 2017 war das noch bei 41 Prozent aller Kita-Teams der Fall. Die Gewerkschaft ver.di nannte die Zahlen alarmierend, der Deutsche Städtetag mahnte mehr Qualifizierung für Quereinsteiger an.

Dieser Rückgang sei in 13 Bundesländern zu verzeichnen, erklärte die Stiftung. Am deutlichsten falle das Absinken der Fachkraft-Quote in Berlin (18 Prozentpunkte), Mecklenburg-Vorpommern (15 Prozentpunkte) und Nordrhein-Westfalen (14 Prozentpunkte) aus. Zwischen den Bundesländern gebe es jedoch große Unterschiede. Die Herausforderungen für die westdeutschen Länder seien deutlich größer. So wiesen im Osten zwischen 35 Prozent (Berlin) und 89 Prozent (Thüringen) der Kita-Teams eine hohe Fachkraft-Quote von 82,5 Prozent und mehr auf. Im Westen reiche die Spannweite von 3 Prozent in Bayern bis 36 Prozent in Hessen.

Grundsätzlich sei es gut, wenn die Kitas neue und vor allem motivierte Mitarbeitende gewinnen würden, erklärte die Expertin der Bertelsmann Stiftung für frühkindliche Bildung, Anette Stein. Für die anspruchsvolle Arbeit mit den Kindern benötigten sie jedoch eine ausreichende pädagogische Qualifikation. In einer Notsituation könne es vertretbar sein, die Anforderungen vorübergehend zu senken, um die Schließung einer Kita abzuwenden. Das dürfe jedoch nicht zu einem dauerhaften Absenken der Fachkraft-Quote führen.

Die Überlastung des Kita-Personals liege auf einem hohen Niveau, wie aus einer Studie der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Bertelsmann Stiftung vom Juni hervorgehe: Fast die Hälfte der befragten Kita-Mitarbeitenden gebe an, sich täglich oder fast täglich im beruflichen Alltag überlastet zu fühlen. Viele Beschäftigte schätzten die Wahrscheinlichkeit, dass sie das Berufsfeld kurz- bis mittelfristig verlassen werden, als sehr hoch ein.

Die Kindertagesbetreuung bedarfsgerecht auszubauen, habe für die Städte weiter hohe Priorität, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Helmut Dedy, in Berlin. Angesichts eines Fachkräftemangels müssten neben einer Ausbildung von immer mehr Fachkräften Quereinsteiger stärker als bisher qualifiziert werden. Dies müsse gemeinsam von Bund und den Ländern finanziert werden. Die Gewerkschaft ver.di erklärte, sie habe bereits seit Jahren bei Bund und Ländern bessere Rahmenbedingungen in den Kitas und den Ausbau der Ausbildung der dafür notwendigen Lehrkräfte angemahnt.

Für das „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“ wurden nach Angaben der Stiftung Daten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder aus der Kinder- und Jugendhilfestatistik von 2023 sowie weitere amtliche Statistiken ausgewertet.