Das Projekt zur wissenschaftlichen Aufbereitung der Beziehungen zu Sinti und Roma soll im Forschungsbereich der Kirchengeschichte angesiedelt werden und zielt auf die Beleuchtung bisher unterschätzter Aspekte kirchlicher und diakonischer Praxis ab - beispielsweise in der Seelsorge, Jugendhilfe oder im Gemeindealltag. Es soll aber auch um die Kollaborationen der Kirchen in der NS-Zeit sowie den Umgang mit der Minderheit in der Nachkriegszeit in West- und Ostdeutschland gehen. Das teilt die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) mit.
Man erhoffe sich von einer solchen Forschungsarbeit, dass blinde Flecken in Geschichte und Gegenwart der Kirche benannt würden. "Die Schuldgeschichte der Kirche an den Mitgliedern der verfolgten Minderheit ist groß. Sie reicht vom Wegschauen bis zum Verrat und zur aktiven Beteiligung an der Verfolgung", sagt Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber. Durch das Verschweigen der eigenen Taten und des Leides der Opfer und ihrer Nachkommen habe sich dieser Verrat in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg fortgesetzt.
Das Forschungsprojekt wird den Angaben zufolge gemeinsam mit dem Zentralrat der Sinti und Roma, dem Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma, dem Netzwerk Sinti Roma Kirchen und der Evangelischen Akademie zu Berlin verantwortet.