Berlin (epd). Knapp zwei Drittel der Bevölkerung halten häusliche Gewalt für ein alltägliches Phänomen. Das geht aus einer Umfrage im Auftrag des Bundesfamilienministeriums hervor, die das Ministerium am Mittwoch veröffentlichte. Unter Frauen ist der Anteil mit knapp 70 Prozent höher als unter Männern (57,5 Prozent). 39 Prozent der Frauen und 24 Prozent der Männer beantworteten die Frage, ob aus ihrem Umfeld jemand Opfer häuslicher Gewalt geworden sei, mit ja. Einen Rechtsanspruch auf Schutz und Beratung für Gewaltopfer befürwortet mit 87 Prozent die große Mehrheit der Bevölkerung.
Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) will bis zu den Neuwahlen Ende Februar noch ein Gesetz für mehr Hilfen für Gewaltopfer und eine bessere Finanzierung von Frauenhaus-Plätzen durch den Bundestag bringen. Die rot-grüne Rest-Koalition hat im Parlament aber keine Mehrheit mehr.
Für die repräsentative Meinungsumfrage befragte das Berliner Unternehmen Civey für digitale Meinungsforschung Anfang November 3.777 Personen ab 18 Jahren. Die Umfrage wurde vor der Veröffentlichung des Lagebilds des Bundeskriminalamts (BKA) zu häuslicher und geschlechtsspezifischer Gewalt durchgeführt. Dem BKA zufolge sind bei nahezu allen registrierten Gewaltdelikten gegen Frauen und Mädchen deutliche Anstiege zu verzeichnen.