Frankfurt a.M. (epd). Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) lobt den Tschad für dessen Aufnahme Geflüchteter aus dem Kriegsland Sudan. An jedem Tag kämen Hunderte Menschen über die Grenze, vor allem Frauen und Kinder, sagte Schulze am Donnerstag am Rande eines Besuchs im Tschad dem Deutschlandfunk. Diese bauten sich zunächst aus Planen und Ästen einfache Unterkünfte, in denen sie schlafen können.
Trotz der Hilfe der Vereinten Nationen und von Hilfsorganisationen „reicht alles nicht“, sagte Schulze, die von einer „ganz, ganz furchtbaren Situation“ sprach. In dieser Lage sei der Tschad als armes Land „wirklich solidarisch“. Es könne demütig machen, wenn man sehe, dass ein Ort mit 40.000 Einwohnern mehr als 200.000 Flüchtlinge aufgenommen hat.
Insgesamt beherbergt der Tschad laut Diakonie Katastrophenhilfe rund 900.000 Geflüchtete und Rückkehrer aus dem Sudan. Weil die Grenzstadt Adré vollkommen überfüllt sei, werde ein Teil der Menschen ins Landesinnere nach Dougui gebracht, erklärte das Hilfswerk. Dieses Camp sei allerdings ebenfalls zu klein, und manche Menschen hätten Angst vor Ablehnung und Gewalt, wenn sie sich zu weit von der Grenze entfernen. Auch decke die Hilfe in den Camps die Bedürfnisse kaum ab. Der Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe, Martin Keßler, rief die Bundesregierung zu weiterer verlässlicher Unterstützung auf, auch wenn der Bundeshaushalt für kommendes Jahr noch nicht beschlossen ist.
Schulze versprach derweil während ihres Besuchs, Deutschland wolle mithelfen, dass die Geflüchteten eine Perspektive bekommen. „Ein großer Teil der Menschen wird im Tschad bleiben müssen, weil sie in ihre Heimatregion nicht zurückkönnen“, sagte die Ministerin. Die tschadische Regierung habe sich vorgenommen, für 500.000 Menschen je einen Hektar Land zur Verfügung zu stellen, damit sich die Menschen selbst versorgen können. Dabei unterstütze Deutschland auch finanziell.
Die Zahl der Vertriebenen durch den Krieg im Sudan ist den Vereinten Nationen zufolge auf mehr als 14 Millionen gestiegen. Davon seien 11 Millionen innerhalb des Landes auf der Flucht. 3,1 Millionen Menschen suchten außerhalb des Sudans Schutz.
Im Sudan herrscht Krieg, seit der Machtkampf zwischen der Armee und den paramilitärischen „Rapid Support Forces“ (RSF) im April 2023 eskaliert ist. Zehntausende Menschen sind seither getötet worden, etwa 25 Millionen Menschen brauchen Hilfe zum Überleben. Beiden Konfliktparteien werden Kriegsverbrechen vorgeworfen, unter anderem weil sie humanitäre Hilfe verhindern.
Unicef machte derweil auf die Lage der Mädchen und Jungen im Sudan aufmerksam. „Das Ausmaß des Grauens für die Kinder ist unvorstellbar“, erklärte der Geschäftsführer von Unicef Deutschland, Christian Schneider, nach einer Reise in das nordostafrikanische Land: „In keinem anderen Land der Welt haben so viele Kinder ihr Zuhause verloren wie hier. Schwer mangelernährte, völlig ausgezehrte Kinder ringen mit jedem Atemzug um ihr Überleben.“ Auch habe er immer wieder erschütternde Berichte gehört über sexuelle Gewalt gegen Kinder und über Minderjährige, die verstümmelt oder getötet wurden.