Bonn (epd). Die „Aktion Deutschland Hilft“ ruft zur weiteren Unterstützung der Menschen in der Ukraine auf. „Nach fast drei Jahren Krieg, Zerstörung und angesichts des bevorstehenden Winters brauchen die Menschen unsere Hilfe dringender denn je - und Zuversicht“, sagte Hauptgeschäftsführerin Maria Rüther am Dienstag in Bonn. „Es wäre ein fatales Signal, gerade jetzt die Hilfsangebote einschränken zu müssen.“ Zuletzt waren die Spenden nach Angaben der „Aktion Deutschland Hilft“ im Vergleich zu den Vorjahren „deutlich“ zurückgegangen.
„Gut 1.000 Tage nach Kriegsbeginn sind mehr als 14 Millionen Menschen in Not und auf humanitäre Hilfe angewiesen“, erklärte das Bündnis. Es fehlten Nahrungsmittel, Medikamente, Baumaterial zur Reparatur zerstörter Häuser, Decken und Winterkleidung. „Vorhandene Heizsysteme sind zerstört, und der Strom fällt - wenn er überhaupt zur Verfügung steht - oft stundenlang aus, sodass Wasserpumpen und elektrische Öfen nicht funktionieren“, hieß es. Landwirtschaftliche Flächen und Wälder mit Brennholz seien vermint.
Die Bündnisorganisationen der „Aktion Deutschland hilft“ seien seit den ersten Tagen bis heute vor Ort. Sie leisteten unter anderem akute Hilfe für die kalten Wintermonate, verteilten Hilfsgüter, unterstützten beim Wiederaufbau von Privatwohnungen sowie gemeinnützigen Einrichtungen und böten psychosoziale Unterstützung an.
Die Hilfsorganisation Care Deutschland erklärte, dass in den vergangenen 1.000 Tagen seit Beginn des russischen Angriffskriegs am 24. Februar 2022 etwa 144.000 Wohnhäuser, mehr als 1.900 Gesundheitseinrichtungen und fast 3.800 Schulen und Bildungseinrichtungen durch Angriffe beschädigt oder zerstört worden seien. Mindestens 11.973 Menschen seien bisher getötet und 25.943 verletzt worden. „In der gesamten Ukraine sind 3,6 Millionen Menschen als Binnenvertriebene registriert, fast 60 Prozent davon sind Frauen und Mädchen“, unterstrich Care Deutschland.
„Der humanitäre Bedarf wächst täglich, doch die internationale Unterstützung und die weltweite Aufmerksamkeit für die Lage in der Ukraine nehmen ab“, beklagte die stellvertretende Care-Länderdirektorin in der Ukraine, Franziska Jörns. Manche Familien würden zum zweiten oder dritten Mal vertrieben, andere Frauen und Kinder kehrten in die Grenzgebiete zurück, weil sie keine Arbeit fänden oder die Miete woanders nicht bezahlen könnten. „Care fordert die internationale Gemeinschaft auf, die Mittel für die humanitäre Hilfe in der Ukraine aufzustocken, insbesondere für lokale und nationale Organisationen und Ersthelferinnen, die Unterstützung bei geschlechtsspezifischer Gewalt anbieten“, erklärte die Hilfsorganisation.
In der „Aktion Deutschland Hilft“ sind etwa 20 Hilfsorganisationen zusammengeschlossen. Darunter sind unter anderem die action medeor, AWO International, Care Deutschland, die Johanniter Unfallhilfe, World Vision und der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband.