Essen (epd). Einer Untersuchung von Wirtschaftsforschern zufolge trägt der Personalnotstand in Pflegeheimen zu einer längeren Verweildauer von älteren Patienten in Krankenhäusern bei. So erhöht sich die Verweildauer in den Kliniken um bis zu 40 Prozent, und es entstehen zusätzlich abgerechnete Krankenhauskosten in Höhe von durchschnittlich 400 Euro pro Patient, wie das RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung am Dienstag in Essen erklärte.
Ein verlängerter Aufenthalt im Krankenhaus berge zahlreiche Risiken für die Betroffenen wie Folgeinfektionen und die Verschlechterung physischer und kognitiver Fähigkeiten, heißt es in der Erhebung des RWI. Sie basiert den Angaben nach auf Krankenkassendaten zwischen 2011 und 2019, die mit regionalen statistischen Informationen verknüpft wurden. Sind Betroffene nach ihrer Behandlung im Krankenhaus auf einen Pflegeheimplatz angewiesen, haben sie aufgrund des Personalmangels in deutschen Pflegeheimen jedoch oftmals Schwierigkeiten, Aufnahme zu finden.
Infolge des Mangels an Heimplätzen bleiben Betroffene im Durchschnitt drei bis vier zusätzliche Tage im Krankenhaus, wie das RWI aufschlüsselt. Aufgrund der Fallpauschalen verringerten sich die mit den Kassen abrechenbaren Kosten mit steigender Verweildauer, weshalb die tatsächlich anfallenden Krankenhauskosten deutlich höher liegen dürften, hieß es.
Patienten mit höherem Pflegegrad sind der Untersuchung zufolge besonders benachteiligt. Pflegeheime bevorzugten aufgrund fehlender Fachkräfte offenbar die Aufnahme von Menschen mit geringerem Pflegebedarf, weil sie weniger Betreuung erfordern, erklärten die RWI-Forscher. Das führe dazu, dass die am stärksten pflegebedürftigen Menschen im Krankenhaus am längsten auf einen Heimplatz warten müssen.
Die Studienergebnisse zeigten, „dass der Mangel an Pflegeheimplätzen und qualifiziertem Pflegepersonal nicht nur die Verweildauer von Krankenhauspatienten verlängert, sondern auch die Krankenhauskosten erheblich erhöht“, erklärte Gesundheitsökonomin Lea Bergmann vom RWI.