Kirchenkritische Initiativen: Missbrauchsopfer nicht gut versorgt

Kirchenkritische Initiativen: Missbrauchsopfer nicht gut versorgt

München, Berlin (epd). Kirchenkritische Initiativen rufen dazu auf, die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche konsequent weiterzuführen. Missbrauchsaufarbeitung und Prävention sexualisierter Gewalt müssten überall zur „Chefsache“ werden, erklärte die katholische Reformbewegung „Wir sind Kirche“ zum „Europäischen Tag zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch“ am Montag. „Dies gilt vor allem für die deutschen Diözesen und Ordensleitungen, die noch keine überzeugenden Anstrengungen unternommen haben.“

Bei aller Anerkennung, was die römisch-katholische Kirche in Deutschland in den vergangenen Jahren auch Vorbildliches getan habe, erfolge die Aufarbeitung nach wie vor viel zu uneinheitlich in den 27 Diözesen, kritisierte „Wir sind Kirche“. Dies bedeute immer wieder eine große „retraumatisierende Belastung für alle Betroffenen, hat aber auch eine katastrophale Öffentlichkeitswirkung, die alle anderen Leistungen der Kirche in den Hintergrund treten lässt“.

Auch die Betroffeneninitiative „Eckiger Tisch“ hat zu dem europäischen Gedenktag gegen sexuellen Missbrauch auf die anhaltende Problematik des Themas in der katholischen Kirchen aufmerksam gemacht. „Auch wenn manchmal ein anderer Eindruck entsteht: Die Opfer sind nicht gut versorgt, sie müssen mit der Kirche um Anerkennung und Entschädigung ringen und die Risiken, die in der Institution selbst liegen, sind keineswegs überwunden“, erklärte Sprecher Matthias Katsch am Montag in Berlin.

„Beten für die Opfer ersetzt nicht Rechenschaft und Verantwortungsübernahme“, so Katsch weiter. Kindesmissbrauch durch Priester bleibe ein Problem der Kirche, solange sie ihre Strukturen und Lehren nicht wirklich auf den Prüfstand stelle und einen anderen Umgang mit Betroffenen lerne. Die Betroffeneninitiative hatte in den vergangenen Tagen in Berlin verschiedene Botschaften an Gebäudeflächen projiziert, um an die Betroffenen sexueller Gewalt durch Kleriker zu erinnern.

Die Initiative „Eckiger Tisch“ setzt sich als gemeinnütziger Verein seit 15 Jahren für Betroffene von sexuellem Missbrauch im Kontext der katholischen Kirche ein. Sie bietet Beratungsangebote, Aufklärungsarbeit und den Einsatz für angemessene Entschädigung an.