"Fest der Freiheit": Berlin feiert 35. Jahrestag des Mauerfalls

"Fest der Freiheit": Berlin feiert 35. Jahrestag des Mauerfalls
Megakonzert, kilometerlange Plakatmeile, offizielles Gedenken: Auf vielfältige Weise hat Berlin am Wochenende den 35. Jahrestag des Mauerfalls gefeiert. Dabei richtete sich der Blick auch auf den heutigen Kampf für Freiheit in anderen Ländern.

Berlin (epd). Als Inspiration für friedliche Veränderungen und den heutigen Kampf für Freiheit weltweit ist der Fall der Berliner Mauer vor 35 Jahren am Wochenende gefeiert worden. Rund 700 Musikerinnen und Musiker zelebrierten am Samstagabend in Berlin synchron auf fünf Bühnen den „Sound der Freiheit“. Vor Tausenden Besuchern wurden entlang des ehemaligen innerstädtischen Grenzverlaufs Klassiker wie „Heroes“ von David Bowie oder „Freiheit“ von Marius Müller-Westernhagen gespielt. Die zentrale Gedenkveranstaltung zum 9. November 1989 fand mit Jugendlichen aus mehreren europäischen Ländern und Vertretern internationaler Freiheitsbewegungen am Samstag in der Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße statt.

Daran nahm Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier teil. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) würdigte das historische Datum am Rande des EU-Gipfels in Budapest in einer Videobotschaft. Er erinnerte auf der Internetplattform X an die vorangegangenen Freiheitsbewegungen in Osteuropa und unterstrich: „Der Sieg der Freiheit im Herbst 1989 war ein gesamteuropäischer Sieg. Der Fall der Berliner Mauer vor 35 Jahren war der glückliche Höhepunkt einer gesamteuropäischen Entwicklung, ein Glückstag, für den wir Deutschen bis heute dankbar sind.“

Bei der zentralen Gedenkveranstaltung am Vormittag waren an der Bernauer Straße Rosen in die Hinterlandmauer gesteckt und eine Andacht in der Kapelle der Versöhnung abgehalten worden. Zum Abschluss wurden Kerzen entzündet und Musik gespielt. Zugegen waren Jugendliche aus Polen, Frankreich und Norwegen sowie Vertreterinnen und Vertreter von Oppositionsbewegungen aus dem Iran, Belarus, Kuba, Georgien und Hongkong.

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) nannte den Mauerfall vom 9. November 1989 einen Glückstag, an dem mutige Bürgerinnen und Bürger „die Mauer einfach wegdrückten“. Der CDU-Politiker sprach von „unfassbaren Momenten“. Den Optimismus, Mut und Zusammenhalt jener Tage wünsche er sich heute angesichts vielfältiger Probleme mitunter zurück, sagte Wegner.

Entlang des ehemaligen innerstädtischen Mauerverlaufs gab es in Berlin Lesungen, Führungen, Diskussionsrunden mit Zeitzeugen und eine Plakatausstellung. Auf vier Kilometern Länge reihten sich Schilder und Plakate aneinander, die Berlinerinnen und Berliner gestaltet hatten. Das Motto der Feiern lautete „Haltet die Freiheit hoch!“.

Die Feierlichkeiten wurden auch am Sonntag fortgesetzt. Vor der Kapelle der Versöhnung fand ein Open-Air-Gottesdienst auf dem ehemaligen Todesstreifen statt. In der ehemaligen Stasi-Zentrale wurde ein Aktionstag „Revolution! - und dann?“ mit Führungen und Bühnenprogramm ausgerichtet, zu dem unter anderem die russische Punkbank „Pussy Riot“ erwartet wurde.

Gefeiert wurde die Öffnung der deutsch-deutschen Grenze am 9. November 1989 aber auch außerhalb Berlins. Die Länder Niedersachsen und Sachsen-Anhalt etwa begingen den Tag mit einer gemeinsamen Feier am Lappwaldsee. Das Land Brandenburg hatte seine zentrale Feier an die deutsch-polnische Grenze nach Frankfurt (Oder) gelegt.