Berlin (epd). Vor Beginn des UN-Klimagipfels in Aserbaidschan haben mehrere Bundesministerinnen und -minister mehr internationales Engagement für den Klimaschutz angemahnt. „Wir müssen als Weltgemeinschaft gemeinsam alles dafür tun, das 1,5 Grad-Ziel von Paris in Reichweite zu halten“, erklärte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Sonntag. Die Klimakrise sei „die größte Sicherheitsherausforderung unserer Zeit“, wie die Überschwemmungen in Spanien und die jüngsten Hurrikans in den USA zeigten.
Die 29. UN-Klimakonferenz (COP 29) beginnt am Montag in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku. Bei dem zweiwöchigen Treffen müssen sich die Staaten auf ein neues Ziel für die Unterstützung einkommensschwacher Länder bei der Bewältigung der Klimakrise einigen. Zudem wird beraten, wie die Bemühungen zum Schutz des Klimas beschleunigt werden können. Als Knackpunkt gilt der Streit über ein neues Klimafinanzierungsziel. Bisher hatten die Industriestaaten zugesagt, den Ländern des Globalen Südens jährlich 100 Milliarden US-Dollar für den Klimaschutz und die Anpassung bereitzustellen.
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) erklärte, zwei Drittel der weltweiten Treibhausgasemissionen kämen inzwischen aus Schwellen- und Entwicklungsländern. Die Weltgemeinschaft habe 2015 in Paris ein Solidaritätsversprechen gegeben: Wer den Weg in die klimaverträgliche Zukunft nicht aus eigener Kraft schaffe, bekomme Unterstützung. Dazu müssten künftig auch Staaten, die bislang nicht zu den klassischen Gebern gehörten, aber die nötige Wirtschaftskraft haben, beitragen.
Schulze warnte zugleich vor Resignation im Kampf gegen die Klimakatastrophe. „Denn jedes Zehntelgrad Erwärmung, das wir vermeiden, zählt, weil es die Dürren, Fluten und Hitzewellen der Zukunft abmildert“, sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag, online). Klimawissenschaftler gehen laut Schulze davon aus, dass das angestrebte 1,5-Grad-Ziel „möglicherweise kurzfristig überschritten wird“. Langfristig könne es nur eingehalten werden, wenn die Menschheit damit beginne, CO2 wieder aus der Atmosphäre zu entnehmen.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) verwies darauf, dass die globale Energiewende so schnell voranschreite wie noch nie. Fast ein Drittel des Stroms weltweit stamme mittlerweile aus erneuerbaren, klimafreundlichen Energiequellen. Gleichwohl seien weitere Schritte nötig. „Wir müssen dafür sorgen, dass die Erneuerbaren Energien verlässlich in das Netz integriert werden können und noch mehr Länder in die Lage versetzt werden, ihre Energieversorgung klimaneutral auszubauen“, erklärte Habeck.
Laut Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) werden die Auswirkungen der „Dreifachkrise aus Klimakrise, Biodiversitätsverlust und Umweltverschmutzung“ bedrohlicher und zunehmend sichtbar - nicht nur in den besonders betroffenen Ländern des Südens, sondern auch in Deutschland und Europa. „Wir können der Klimakrise nur dann etwas entgegensetzen, wenn wir konsequent die Natur schützen, den globalen Wasserhaushalt stabilisieren und die Übernutzung unserer natürlichen Ressourcen eindämmen“, mahnte die Ministerin.
Nach den Worten von Außenministerin Baerbock muss die globale Klimafinanzierung vom Kopf auf die Füße gestellt werden, damit die verletzlichsten Staaten bei einer klimagerechten Transformation unterstützt werden können. Bisher hatten die Industriestaaten zugesagt, den Ländern des Globalen Südens jährlich 100 Milliarden US-Dollar für den Klimaschutz und die Anpassung bereitzustellen. Dieses Ziel gilt noch bis 2025.
Im vergangenen Jahr hatte sich die Weltgemeinschaft auf der COP28 in Dubai neben der langfristigen Abkehr von fossilen Energieträgern unter anderem darauf geeinigt, die globalen Erneuerbare-Energien-Kapazitäten bis 2030 zu verdreifachen.