Düsseldorf (epd). Der Düsseldorfer Künstler Jacques Tilly will mit seinen Karnevalswagen auch in der am Montag beginnenden neuen Session bundes- und weltpolitische Probleme satirisch kommentieren. „Klar bekommt jede Bundesregierung auch weiterhin im Karneval einen übergezogen, genau wie die Opposition“, sagte Tilly der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Samstag): „Einmal im Jahr sagen wir einfach ungeschminkt, ohne Rücksicht auf Verluste, unsere Meinung.“ Das sei die Narrenfreiheit. „Aber unsere Demokratie an sich werde ich mit meiner ganzen Kraft gegen die maßlose Verachtung der Wutbürger verteidigen“, betonte Tilly.
„Seit die Bedrohung unserer politischen Institutionen durch Rechtsextreme dermaßen zugenommen hat, haben viele Satiriker - und auch ich - einen Positionswechsel vollzogen“, sagte der 61-jährige Bildhauer. „Deshalb werde ich schon mal als Systemling beschimpft.“ Auch wenn er „nicht auf Deubel komm raus verletzen und provozieren“ wolle, gehe er manchmal über Grenzen bewusst hinweg, weil er es für nötig halte. „Aber es gibt auch viele Entwürfe, die ich nicht gebaut habe, weil sie tatsächlich zu weit gingen.“ Von Rechtsextremisten habe er wegen seiner Wagen für den Rosenmontagszug schon Morddrohungen erhalten.
Peter Brings, Bandleader der gleichnamigen Kölner Rockband, sieht für „das Anarchische des Karnevals“ keine Grenzen. „Karneval ist erfunden worden, gegen die da oben zu treten“, sagte er der Zeitung. Die Narren demonstrierten aber auch für die Demokratie wie bei der Kundgebung „Arsch huh für mehr Demokratie - Rechtsextremismus stoppen“ Anfang Juni dieses Jahres in Köln. „Wir gehen auf die Straße, gegen die Miesmacher, für die Demokratie“, sagte Brings. „Seid mutig - gegen alle Anfeindungen.“ Die neue Karnevalssaison beginnt am Montag, dem 11.11., um 11.11 Uhr.