Nürnberg (epd). Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz führt laut einer Studie dazu, dass vermehrt Frauen und jüngere Menschen zur Arbeit nach Deutschland kommen. „Der Anteil von Erwerbsmigranten mit beruflichen Abschlüssen sank dagegen“, teilte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung am Freitag in Nürnberg mit. Weil der Anteil der Zuwanderer aus Nicht-EU-Staaten anstieg, deuteten die Daten auf höhere Einwanderungshürden für Personen mit beruflichen Abschlüssen hin, heiß es.
Im vergangenen Jahr kamen zum Arbeiten insgesamt weitere 72.000 Personen aus Nicht-EU-Ländern ins Land. Der Anteil von jüngeren Menschen zwischen 18 und 31 Jahren, die nach Inkrafttreten des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes einen Aufenthaltstitel zu Erwerbszwecken erhielten, stieg 2023 von 42 auf 61 Prozent. Auch Frauen erhielten mit 39 Prozent häufiger einen Aufenthaltstitel zu Erwerbszwecken. Vor Inkrafttreten des Gesetzes im Jahr 2020 lag dieser Wert noch bei 30 Prozent, erklärten die Forscherinnen und Forscher.
Zu den gesunkenen Zahlen von Zuwanderern mit Berufsabschlüssen sagte Forscherin Tanja Fendel: „Der Nachweis der Gleichwertigkeit für im Ausland erworbene Berufsabschlüsse, vor allem in nicht reglementierten Berufen, ist langwierig, während Hochschulabschlüsse international besser vergleichbar sind.“ Trotz der gesetzlichen Änderungen durch das Fachkräfteeinwanderungsgesetz existieren der Studie zufolge weiterhin bürokratische Hürden bei der Visumserteilung, der Anerkennung beruflicher Abschlüsse und der Einwanderung im Familienkontext. „Es ist wichtig anzuerkennen, dass Einwanderungsentscheidungen oft gemeinschaftlich von Familien getroffen werden“, sagte Forscher Boris Ivanov.
Auch fünf Jahre nach dem Zuzug bleiben die Beschäftigungsquoten der Migranten hoch. Der Anteil der vollzeitbeschäftigten Frauen und Männer beträgt 75 beziehungsweise 86 Prozent. Mit 47 Prozent lag die Beschäftigungsquote der gesamten ausländischen Bevölkerung in Deutschland 2022 deutlich darunter. Auch die deutschen Staatsangehörigen erreichten mit 65,5 Prozent nicht den Wert der Erwerbsmigrantinnen und -migranten, erklärte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, das zur Bundesagentur für Arbeit gehört.
Für die Studie wurden Erwerbsbiografien in Stichproben untersucht. Die Personen, die bis 2017 zugezogen waren, hatten ein Alter zwischen 18 und 65 Jahren.