Forscher sehen Erfolge bei Erwerbstätigkeit von Ukraine-Flüchtlingen

Forscher sehen Erfolge bei Erwerbstätigkeit von Ukraine-Flüchtlingen

Wiesbaden (epd). Flüchtlinge aus der Ukraine nehmen mittlerweile häufiger eine Erwerbstätigkeit auf als von Experten vorhergesagt. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Donnerstag in Wiesbaden vorgestellte Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB). Demnach waren im Frühjahr 2024 bereits 30 Prozent der Anfang 2022 nach Deutschland geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer erwerbstätig. Weitere 30 Prozent gaben an, sie seien arbeitssuchend. Allerdings gelingt es nach Erkenntnissen der Autoren selbst in vielen vom Fachkräftemangel betroffenen Branchen noch immer nicht, auf das Potenzial der ukrainischen Flüchtlinge zurückzugreifen.

Insbesondere gelte dies für das Gesundheitswesen. Im Gastgewerbe, in sozialen Berufen oder im IT-Bereich haben es Fachkräfte aus der Ukraine demnach leichter, eine ihrer Qualifikation angemessene Anstellung zu finden. Im Gegensatz zu anderen Zuwanderergruppen hätten die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine besonders häufig höhere Berufsabschlüsse, erklärte BiB-Direktorin Katharina Spieß, eine der Autorinnen der Studie. Allerdings kommen die Forscher zu dem Ergebnis, dass Anerkennungsverfahren in sogenannten reglementierten Berufen noch immer zu schleppend ablaufen. Insgesamt seien auch erst 3.400 Anträge von Ukrainerinnen und Ukrainern gestellt worden. Viele Menschen seien deshalb in Anstellungen tätig, die ihrer Qualifikation nicht entsprechen.

Für die jüngste Erhebung hatte das Institut in der ersten Jahreshälfte Interviews mit rund 3.000 Frauen und Männern im Alter zwischen 18 und 65 Jahren geführt, die alle bereits in den ersten Monaten nach Kriegsbeginn nach Deutschland gelangt waren. Da Männer im wehrpflichtigen Alter die Ukraine nicht mehr verlassen durften, sind unter ihnen besonders viele Frauen mit jüngeren Kindern. Fehlende Angebote zur Kinderbetreuung hemmten eine schnellere Integration in den Arbeitsmarkt.

Von dem knappen Drittel der geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer, die aktuell nicht berufstätig sind und keine Arbeit suchen, gaben 92 Prozent an, ihnen fehlten Sprachkenntnisse oder sie besuchten derzeit noch einen Sprachkurs. 37 Prozent können wegen der Betreuung von Kindern oder Pflegebedürftigen keiner Arbeit nachgehen. Auch gesundheitliche Probleme oder baldige Rückkehrpläne wurden als Grund genannt.

Insgesamt stellt das BiB jedoch fest, dass immer mehr Geflüchtete aus dem osteuropäischen Staat planen, dauerhaft in Deutschland zu bleiben. Deren Anteil beträgt mittlerweile 40 Prozent. Eine Rückkehr nach Kriegsende planten demnach nur noch 20 Prozent, sagte Spieß. Weitere jeweils rund 20 Prozent seien sich noch unsicher oder gaben an, sie wollten sich auf jeden Fall noch einige Jahre in Deutschland aufhalten. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums sind bis September 2024 insgesamt rund 1,2 Millionen Menschen in Deutschland registriert worden, die vor dem Krieg in der Ukraine geflohen sind.