Bonn (epd). Die Deutsche Welthungerhilfe warnt vor einer weiteren Verschärfung der humanitären Lage im Gaza-Streifen. Trotz des allgegenwärtigen Hungers und der Not der Menschen gelangten weiterhin zu wenig Hilfsgüter in das von der israelischen Armee abgeriegelte Gebiet, teilte die Hilfsorganisation am Donnerstag in Bonn mit. Gut 90 Prozent der Bevölkerung erlebten eine schwere Ernährungskrise. Die Arbeit der internationalen Organisationen werde aufgrund von Auflagen und Verzögerungen extrem erschwert. Mitarbeiter vor Ort sprechen den Angaben zufolge von einer „katastrophalen Lage“.
„So eine massive Zerstörung und Verzweiflung der Menschen haben unsere erfahrenen Kollegen, die seit 20 Jahren in weltweiten Notlagen im Einsatz sind, in keinem anderen Krisengebiet der Welt erlebt“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Welthungerhilfe, Mathias Mogge. „Sie sind zutiefst schockiert über das Ausmaß des Leids.“ In der Region herrschten „apokalyptische Zustände“. Es sei „völlig inakzeptabel“, dass im Gaza-Streifen die grundlegenden humanitären Standards täglich verletzt würden und es keinen ungehinderten, sicheren Zugang zur Bevölkerung gebe. „Es braucht mehr Zugangswege in die betroffenen Gebiete - insbesondere in den Norden“, betonte der Vorstandsvorsitzende.
Die Welthungerhilfe verurteilt den Überfall der Hamas vom 7. Oktober 2023 „auf das Schärfste“ und fordert die sofortige Freilassung aller verbleibenden Geiseln. Zugleich fordert sie von allen Konfliktparteien das humanitäre Völkerrecht einzuhalten, einen sofortigen und anhaltenden Waffenstillstand, den Schutz der Zivilbevölkerung und der humanitären Helfer sowie den sicheren und ungehinderten Zugang der benötigten Hilfsgüter auf dem schnellsten Weg.
Seit dem Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel im Oktober 2023 geht die israelische Armee mit Bombardement und Bodentruppen im Gaza-Streifen vor. Zudem hat Israel das Küstengebiet weitgehend abgeriegelt. Nur wenige Hilfs- und Medizinlieferungen für die 2,2 Millionen Palästinenser erreichen den Gaza-Streifen.