Berlin (epd). Fast 30 Prozent der Beschäftigten in Deutschland arbeiten nach Untersuchungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) mindestens einmal pro Woche im Homeoffice. Das ist eine deutliche Zunahme im Vergleich zur Zeit vor der Corona-Pandemie: 2020 lag der Wert nur bei elf Prozent, wie aus der am Mittwoch veröffentlichten Studie hervorgeht, über die vorab die Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwoch) berichtet hatten. „Die Corona-Pandemie hat Homeoffice in Deutschland von einer Ausnahme zu einem wichtigen Bestandteil des Arbeitsalltags gemacht“, sagte Jan Goebel vom DIW Berlin.
Aus der Studie, die auf einer Befragung von Beschäftigten fußt, geht hervor, dass vor der Pandemie nur knapp 25 Prozent der Beschäftigten ihren Beruf gelegentlich oder bei Bedarf im Homeoffice ausübten. Nach Ende der Homeoffice-Pflicht ab März 2022 seien es fast 40 Prozent gewesen. Für die Analyse wurden den Angaben zufolge zusammen mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) Daten aus den Jahren 2014 bis 2022 ausgewertet.
Die Daten zeigen auch, dass die Inanspruchnahme von Homeoffice stark variiert: Hochqualifizierte, Vollzeitbeschäftigte und Beschäftigte mit Kindern nutzen Homeoffice deutlich häufiger. Zudem sei das Arbeiten zu Hause in großen Unternehmen gängiger als in kleinen. Besonders hoch sei der Homeoffice-Anteil im Grundstückswesen, bei den Finanzdienstleistungen und in der öffentlichen Verwaltung: Bis zu 80 Prozent der dort Beschäftigten arbeiten der Studie zufolge zumindest gelegentlich zu Hause statt im Büro.
Deutlich geringer sei der Anteil im Bereich Erziehung und Unterricht. Dort liegt er bei 40 Prozent. Geringfügig Beschäftigte seien kaum von diesem Wandel der Arbeitswelt betroffen. Bei freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen war der Studie zufolge der Anteil von Homeoffice bereits vor der Pandemie vergleichsweise hoch. Der Anstieg ist dort kleiner ausgefallen.
Der Studie zufolge arbeiten Beschäftigte im Homeoffice länger als im Büro: Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit bei Nutzung von Homeoffice bei 41 Stunden, bei Präsenzarbeit bei 39 Stunden. Gleichzeitig sei die Arbeits- und generelle Lebenszufriedenheit bei Beschäftigten, die Homeoffice nutzen, höher.
Die DIW-Wissenschaftler forderten die Politik auf, die Veränderungen nachhaltig zu stützen. „Finanzielle Anreize für den Ausbau der digitalen Infrastruktur und gezielte Schulungsangebote für Führungskräfte und Beschäftigte könnten dazu beitragen, die Option des Homeoffice auch in kleineren Unternehmen weiter zu verbreiten und damit die Chancengleichheit zu fördern“, sagte Studienautor Goebel.