Köln (epd). Trotz der schwachen Konjunktur bleibt die Fachkräftesituation in Deutschland angespannt. Besonders in den Gesundheits- und Sozialberufen sowie im Handwerk sei der Bedarf an qualifizierten Fachkräften groß, teilte das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln am Donnerstag mit Verweis auf eine neue Studie mit.
Die meisten Fachkräfte fehlen der Untersuchung zufolge derzeit in der Kinderbetreuung und -erziehung. Zuletzt blieben dort mehr als 21.000 offene Stellen unbesetzt. Hinzu kommt, dass bundesweit etwa 300.000 Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren fehlen, wie das arbeitgebernahe Institut erklärte. Die Folge sei, dass viele Eltern ihre Kinder selbst betreuen und ihre Arbeitszeit reduzieren müssten.
Auch in den Elektro- und Handwerksberufen gebe es eine große Fachkräftelücke. So fehlten etwa im Bereich der Bauelektrik mehr als 18.000 Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung. Auch im Maschinenbau werde händeringend nach Personal gesucht: In der elektrischen Betriebstechnik fehlten fast 14.000 Fachkräfte, in der Maschinenbau- und Betriebstechnik seien es mehr als 12.500.
Laut dem IW fehlen bundesweit mehr als 530.000 qualifizierte Arbeitskräfte. Obwohl die Fachkräftelücke zuletzt aufgrund der Wirtschaftskrise um fast 13 Prozent zurückgegangen sei, falle es vielen Unternehmen weiterhin schwer, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. Rein rechnerisch seien deshalb zwischen Juli 2023 und Juni 2024 vier von zehn offenen Stellen unbesetzt geblieben, wie die Studie belegt.
Nach Angaben der Studienautoren muss die Politik aktiv werden. Dazu könne sie etwa Beschäftigte ohne berufliche Qualifikation aus- und weiterbilden oder mehr Anreize schaffen, damit ältere Beschäftigte über das Renteneintrittsalter hinaus arbeiten. Auch die Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland müsse erleichtert werden.