Berlin (epd). Um die professionelle Pflege finanziell abzusichern, wirbt der Deutsche Evangelische Verband für Altenarbeit und Pflege (DEVAP) für eine grundlegende Finanz- und Strukturreform der gesetzlichen Pflegeversicherung. „Ein Systemwechsel ist unausweichlich“, sagte Verbandschef Wilfried Wesemann am Donnerstag bei der Vorstellung eines Strategiepapiers in Berlin. Das Armutsrisiko Pflege steige eklatant, und die Versorgungssicherheit in der Langzeitpflege sei nicht mehr sichergestellt.
Eine interne Umfrage belege, wie viele Pflegeanbieter bereits ihre Angebote für Seniorinnen und Senioren einschränken müssen. Demnach haben bereits zwei Drittel der ambulanten und stationären Träger ihre Betreuungsangebote aufgrund fehlenden Personals reduziert. „47 Prozent der stationären Einrichtungen konnten in den letzten sechs Monaten Betten nicht belegen. 85 Prozent der ambulanten Dienste mussten Neukunden ablehnen“, berichtete Wesemann. Hauptproblem sei der Personalmangel. Die Nachbesetzung von offenen Stellen sei in der ambulanten Pflege besonders schwierig: 32 Prozent der Befragten gaben als Dauer 9 bis 12 Monate an, 28 Prozent der Träger sogar mehr als 12 Monate.
Auch zu wirtschaftlichen Nöten enthält die Umfrage Aussagen. Erstmalig habe man auch dazu Daten erhoben. 72 Prozent der der Träger der Langzeitpflege berichten demnach von hohen finanziellen Außenständen, zum Beispiel durch die verzögerte Bearbeitung der Anträge beim Sozialhilfeträger und die fehlende Refinanzierung von Investitionskosten. Bei fast der Hälfte der Träger führten diese hohen Außenstände mittlerweile zu einer wirtschaftlichen Schieflage (48 Prozent).