Rom (epd). Italien hat die ersten Migranten auf Grundlage eines umstrittenen Migrationsabkommens nach Albanien gebracht. Ein Schiff der italienischen Marine mit 16 Männern aus Bangladesch und Ägypten erreichte am Mittwochmorgen den Hafen von Shengjin, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Die Regierungen von Italien und Albanien hatten im Herbst vergangenen Jahres eine Absichtserklärung zur Errichtung italienischer Zentren auf albanischem Boden unterzeichnet.
Die Asylanträge sollen in Albanien nun nach italienischem Recht und von italienischen Mitarbeitenden in einem Schnellverfahren geprüft werden. In dem Lager in Shengjin gibt es eine erste Prüfung und die Migranten werden medizinisch untersucht, bevor sie in das Lager in Gjader im Norden Albaniens gebracht werden. Bei Annahme des Asylantrags werden die Schutzsuchenden laut Abkommen nach Italien gebracht. Bei Ablehnung werden die Migranten in ihr Heimatland zurückgeschickt.
Nach Albanien sollen laut der Vereinbarung nur Migranten gebracht werden, die von Schiffen der italienischen Küstenwache oder der Finanzpolizei in internationalen Gewässern aufgegriffen wurden. In die Zentren werden nur volljährige männliche Migranten geschickt. Sogenannte vulnerable Personen werden wie bisher direkt nach Italien gebracht.
Seenotretter kritisieren die Bearbeitung der Anträge in Albanien scharf. Auch in Italien gibt es Gegenwind. Die Oppositionsführerin Elly Schlein von der sozialdemokratischen Partito Democratico kritisierte die hohen Kosten, die laut italienischen Medien bei rund 800 Millionen Euro liegen.
Am Freitag hatte die italienische Regierung bekannt gegeben, dass die beiden Zentren, die in der Hafenstadt Shengjin und auf einem ehemaligen Militärflughafen in Gjader entstanden sind, in Betrieb gehen. Die Finanzierung der Zentren, vom Bau bis zum Betrieb, wird von Italien getragen. Die Eröffnung hat sich um Monate verzögert, geplant war eine erste Aufnahme von Migranten bereits für diesen Mai. Ursprünglich sollten bis zu 3.000 Personen im Monat aufgenommen werden können. Die Kapazitäten liegen derzeit bei 800 Menschen.