Berlin (epd). Die FDP-Fraktion im Bundestag plant einem Medienbericht zufolge, die Todesdefinition als Voraussetzung für die Organspende auszuweiten, um die Zahl der Spenden zu erhöhen. Künftig solle bei vorherige Zustimmung des Spendenden auch ein andauernder Herz-Kreislauf-Stillstand Grundlage für eine Organentnahme sein, gehe aus dem Entwurf eines Positionspapiers hervor, das am Dienstag von der FDP-Fraktion beschlossen werden soll und der Tageszeitung „Welt“ (Dienstag) vorliegt. Bisher musste der sogenannte Hirntod nachgewiesen werden, bevor Organe entnommen werden.
Viele der Wartenden würden versterben, ohne je ein Spenderorgan zu erhalten, sagte die FDP-Rechtspolitikerin Katrin Helling-Plahr „Welt“. Deshalb solle die bereits bestehende Möglichkeit einer Organspende nach einem Hirntod um die zusätzliche Option einer selbstbestimmten Organspende auch nach einem anhaltenden Herz-Kreislauf-Stillstand erweitert werden.
Potenzielle Spenderinnen und Spender sollen ihre Entscheidung dazu über ein dafür vorgesehenes zusätzliches Feld im Organspende-Register oder auf Organspendeausweisen festhalten können. „Damit nutzen wir bestehende Potenziale zur weiteren Erhöhung der Spenderanzahlen und tragen zeitgleich dem individuellen Selbstbestimmungsrecht auch im Zusammenhang mit dem eigenen Tod Rechnung“, erklärte Helling-Plahr.
In anderen Ländern wie Großbritannien, Spanien und den USA sind Organspenden dem „Welt“-Bericht zufolge nach Herz-Kreislauf-Stillstand bereits erlaubt. „Aus medizinischer Sicht gibt es keinen Goldstandard bei der Erklärung des Todes“, sagte Andrew Ullmann, gesundheitspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion und Mediziner. Der Tod nach einem anhaltenden Kreislaufstillstand sei medizinisch mit dem Hirntod gleichzusetzen. „Ein wesentlicher Unterschied ist allerdings, dass der Herztod einfacher, aber dennoch sicher festzustellen ist“, sagte Ullmann.
Ende vergangenen Jahres warteten nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation knapp 8.400 Patientinnen und Patienten in Deutschland auf ein Spenderorgan. Dem standen rund 2.900 Organspenden im Jahr 2023 gegenüber. Die Zahlen stagnieren seit Jahren, obwohl die Wartelisten für eine Transplantation lang sind.