Berlin (epd). Der Ökonom und Renten-Experte Manfred Werding sieht jüngere Beschäftigte durch das Rentenpaket II benachteiligt. Werding erklärte als Sachverständiger in der Anhörung des Bundestags am Montag in Berlin, alle Personen, die derzeit 46 Jahre oder jünger sind, würden durch höhere Rentenbeiträge und dadurch sinkende Nettoeinkommen stärker belastet als sie durch die Festschreibung des Rentenniveaus profitierten.
Dies bedeute eine Abkehr von der langjährigen Politik, die Lasten der Alterung der Gesellschaft auf Jüngere und Ältere möglichst gleichmäßig zu verteilen, erklärte Werding, der als Mitglied des Wirtschafts-Sachverständigenrats auch die Bundesregierung berät. Dass die Erträge aus dem geplanten Generationenkapital den Anstieg der Rentenbeiträge merklich dämpfen werden, glaubt Werding nicht: „Es kommen Belastungen zusammen, die bisher verniedlicht worden sind.“
Der Gesetzentwurf von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil zum Rentenpaket II sieht vor, das Rentenniveau bis 2039 bei mindestens 48 Prozent und damit auf heutigem Niveau zu stabilisieren. Ohne die Reform würde es in den kommenden 15 Jahren auf 45 Prozent sinken. Das Rentenniveau beschreibt das Verhältnis einer Standardrente zum aktuellen Durchschnittseinkommen.
Zugleich will die Ampel-Koalition eine Wende in der Rentenpolitik einleiten. Ab Mitte der 2030er Jahre soll die gesetzliche Rente zusätzlich zu Beiträgen und Steuern über Kapitalmarkt-Erträge finanziert werden, um die Beitragssteigerungen zu dämpfen. Dafür nimmt der Staat Darlehen auf und legt ein sogenanntes Generationenkapital an. Laut Gesetzentwurf steigt der Beitrag dadurch bis zum Jahr 2045 auf 22,3 statt 22,7 Prozent. Heute beträgt er 18,5 Prozent des Bruttoeinkommens. Er wird je zur Hälfte von Arbeitgebern und Beschäftigten bezahlt.
Das Rentenpaket II wird derzeit im Bundestag beraten. Überlagert werden die Beratungen von Differenzen innerhalb der Ampel-Koalition. Die FDP-Fraktion will der Vorlage nur zustimmen, wenn die Finanzierung der Renten aus Kapitalanlagen verstärkt wird.