Berlin, Hamburg (epd). Der Deutsche Evangelische Verband für Altenarbeit und Pflege (DEVAP) sieht wegen fehlenden Personals die Versorgungssicherheit in der Langzeitpflege akut gefährdet. „Ein Systemwechsel nach 30 Jahren Pflegeversicherung ist unausweichlich“, sagte Verbandschef Wilfried Wesemann am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Seinen Worten zufolge finden viele Träger von ambulanten Diensten und Pflegeheimen keine Fachkräfte und schränken ihre Betreuungsangebote bereits deutlich ein.
Der Zwischenauswertung einer internen Umfrage der diakonischen Dienste zufolge haben 63 Prozent ihre Leistungen in den vergangenen sechs Monaten aus personellen Gründen eingeschränkt, so der Verband. Zuerst hatte „Spiegel“ am Freitag über die Zwischenergebnisse der Umfrage berichtet.
87 Prozent der ambulanten Anbieter erklärten demnach, dass sie neue Kunden ablehnen mussten. 47 Prozent der Pflegeheime konnten vorhandene Betten nicht belegen. Als Gründe wurden vor allem offene Stellen genannt, die nicht besetzt werden können, sowie Erkrankungen von Beschäftigten. An der Umfrage hätten bislang 240 Anbieter teilgenommen.
Auch weil das „Armutsrisiko Pflege“ durch hohe Eigenanteile eklatant steigt, wird laut Wesemann „eine grundlegende und legislaturübergreifende Struktur- und Finanzreform der Pflegeversicherung gebraucht“. Ziel müsse sein, die Versorgungssicherheit wieder zu gewährleisten und gleichwertige Lebensverhältnisse für die Pflegebedürftigen in Deutschland zu schaffen.
Der Verband vertritt nach eigenen Angaben die Interessen von 1.950 stationären Einrichtungen und über 1.400 ambulanten Diensten. Diakonische Unternehmen und Verbände repräsentieren demnach über 20 Prozent der Altenarbeit und Pflege in Deutschland.