Essen (epd). Die NRW-Antisemitismusbeauftragte Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) ist besorgt über den zunehmenden Hass gegen jüdische Menschen und fordert mehr digitale Gegenstrategien. „Mich besorgen die Unversöhnlichkeit und der tiefe Hass auf Jüdinnen und Juden sowie der ausgeprägte israelbezogene Antisemitismus, der bei jungen Menschen auf immer größere Zustimmung stößt“, sagte die frühere Bundesjustizministerin der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (Montag) zum ersten Jahrestag des Terrorangriffs der Hamas gegen Israel.
Das Wissen über Israel und den Nahen Osten sei „viel zu gering“, kritisierte die Antisemitismusbeauftragte. Das müsse stärker in der Bildungsarbeit für Junge und Erwachsene berücksichtigt werden. „Falschinformationen und Verschwörungserzählungen verfangen durch Nichtwissen leichter und verbreiten sich dynamisch in den sozialen Medien. Es bedarf intensiver digitaler Gegenstrategien“, betonte sie.
Seit dem 7. Oktober 2023 habe sich die Lebensrealität von Jüdinnen und Juden weltweit, auch in NRW, sehr verändert, erklärte Leutheusser-Schnarrenberger. „Sie ist von Unsicherheit und Angst geprägt.“ Es seien nicht nur über tausend Zivilisten ermordet, verletzt und entführt worden. „Schon kurz nach dem Terrorangriff fand eine ungeheuerliche Täter-Opfer-Umkehr statt, welche auch die Jüdinnen und Juden hier bei uns direkt zu spüren bekommen haben“, sagte die Antisemitismusbeauftragte. Dass die Raketenangriffe aus dem Iran auf Israel vergangene Woche auf deutschen Straßen gefeiert worden seien und das Existenzrecht Israels infrage gestellt werde, sei „unerträglich“.
Die Hamas hatte vor einem Jahr Israel angegriffen, etwa 1.200 Menschen getötet und mehr als 240 Geiseln genommen. Israels Armee reagierte militärisch massiv und riegelte den Gaza-Streifen ab, den die Hamas beherrscht. Mittlerweile hat sich der Konflikt in der Region ausgeweitet.